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Freie Stellen

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Ein Blick zurück auf unser Programm 2014 Schwarzwaldmädel

Turbulenzen im idyllischen St. Christoph: Der alte Domkapellmeister Blasius Römer bereitet sich auf das Cäcilienfest vor. Da schneien die beiden Wanderer Hans und Richard auf der Flucht vor dem heftigen Werben der Komtesse Malwine von Hainau herein und bitten um Quartier. Die ist den beiden jedoch kurzer Hand nachgereist. Blasius Römer indes erlebt seinen ganz persönlichen Frühling, hat er sich doch in seine junge Magd Bärbele verliebt. Auf dem Cäcilienfest münden die Liebeswirren schließlich in eine handfeste Rauferei…

Léon Jessels berühmte Operette stand nach dem großen Erfolg 2013 auch 2014 auf dem Spielplan der Volksschauspiele Ötigheim. Ein kurzweiliges und sehr vergnügliches Theatererlebnis mit unvergänglichen Melodien, das 18.000 Besucher in sechs Vorstellugen in das Theaterdorf lockte.

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Freilichtbühne Ötigheim

Besetzung

Inszenierung Stefan Haufe, Musikalische Leitung Ulrich Wagner, Korrepetition Marius Zachmann, Kostüme Helmi Henssler, Choreografie Solisten und Chöre Stefan Haufe, Choreografie Ballett Andrei Golescu, Julia Krug, Bühne Bettina Scholzen, Spielleitung Markus Wild-Schauber, Rudi Wild, Regieassistenz und Soufflage Jennifer Hofmann

Personen

Blasius Römer, Domkapellmeister Gerhard-Franz Brucker, Edward Gauntt, Hannele, seine Tochter Judith Herz, Carolin Kohm, Bärbele, bei Römer bedienstet Christina Gailfuß, Lisa Hähnel, Jürgen, der Wirt vom „Blauen Ochsen“ Kurt Tüg, Lorle, seine Tochter Felicitas Becker, Anna Hug, Malwine von Hainau Isabell Blechschmidt, Hans Roman Gallion, Wolfram B. Meyer, Richard Reinhard Danner, Die alte Traudel Ulrike Karius, Schmußheim, ein Berliner Siegfried Kühn, Rudi Wild, Theobald Felix Behringer, Bastian Nold, Der Domprobst Horst Herrmann, Herbert Kölmel, 1. Mädchen Stella Franke, Jennifer Walther, 2. Mädchen Petra von Rotberg, Judith Weßbecher, 3. Mädchen Katharina Nagel, Melanie Wild, 4. Mädchen Stefanie Becker, Christine Wild

Erweitertes Orchester der Volksschauspiele Ötigheim · Tanzgruppen der Volksschauspiele Ötigheim · Frauen, Männer und Kinder der Spielergemeisnchaft der Volksschauspiele Ötigheim

Musikverein Ötigheim e.V., Mario Ströhm Einstudierung

Kutsche, Gustav Schäfer

Pressestimmen

Happy End für das Lumpenprinzessle

Ganz Ötigheim ist im Schwarzwaldmädel auf der Freilichtbühne. Die Tanzgruppen, der Musikverein und vermutlich sämtliche Mitglieder der Spielergemeinschaft der Volksschauspiele Ötigheim. Mit ihrer Hilfe lässt Regisseur Stefan Haufe im fiktiven Schwarzwalddorf St. Christoph ein ausgesprochen lebendiges und unterhaltsames Treiben herrschen. Im Blauen Ochsen steppt der Bär, an den Tischen auf der Terrasse tummeln sich Touristen, und immer wenn die Tür aufgeht, hört man feuchtfröhliche Trinklieder. Als besonderes Schmankerl hat Bühnenbildnerin Bettina Scholzen einen fetten Vogel unter das Dach des Blauen Ochsen gezaubert, der Kuckuck ruft.
Das Ötigheimer Schwarzwaldmädel zeichnet sich durch viele amüsante Details aus. Ein perfekter Hintergrund für das spielfreudige Ensemble aus Ötigheim und ein paar sangeskundige Profis. Die Mischung passt. Amateure und ausgebildete Opernsänger zeigten sich in der Premiere der Operette nahtlos aufeinander eingespielt.
Edwart Gauntt vom Badischen Staatstheater Karlsruhe fühlt sich in der Rolle des Domkapellmeisters Blasius Römer sichtlich wohl. Ihm nimmt man ab, dass Blasius Römer sich für vital und attraktiv genug hält, um als Mann für das junge Bärbele interessant zu sein. Eigentlich ein tragisches Missverständnis, denn Bärbele wollte mit ihrem spontanen Kuss nichts weiter ausdrücken, als dass sie ihn mag – als Vaterersatz.
Zwar hat Bärbele, als Lumpenprinzessle verschrien, in St. Christoph au dem Heiratsmarkt keine Chance. Selbst zum Tanz am Cäcilienfest traut sie sich nur in einer geliehenen Festtagstracht. Aber die zwei Wandervögel aus Berlin sind da weniger engstirnig. Hans und Richard kommen getarnt als reisende Musikanten beim Domkapellmeister unter. Tatsächlich sind sie auf der Flucht vor Malwine. Die kommt natürlich auch nach St. Christoph, standesgemäß in der Kutsche mit zwei Schimmeln. Malwines kleines Gepäck sorgt für Heiterkeit.
Die Ötigheimer Inszenierung unterstreicht gekonnt den Kontrast zwischen den Städtern und der Landbevölkerung. Annette Postel ist ganz die mondäne Blondine, die ihren Charme gezielt einsetzt. Ihre Duette und Szenen mit Reinhard Danner, der den Richard spielt, haben Schwung. Schnell wird klar, dass Malwine sich mit Richard tröstet, denn der von ihr anvisierte Hans hat sich in Bärbele v verliebt.
Christina Gailfuß zeichnet das Bärbele überzeugend als herzensgutes, naives Kind vom Lande. Dem Aschenputtele aus dem Schwarzwald gönnt man das Happy end mit dem in Gesang und Darstellung souveränen Wolfram B. Meyer als Hans.
So richtig Farbe bekommt die Handlung durch die skurrien Nebenrollen. Paul Hug gibt einen ausgesprochen präsenten Ochsenwirt, dessen Lieblingsspruch das Publikum bald mitsprechen kann. Anna Hug als Tochter Lorle hat ihre eigene vergnügliche Romanze mit Theobald, herrlich schüchtern dargestellt von Felix Behringer. Charaktervoll spielt Ulrike Karius die hexenhafte alte Traudel, Bärbeles strenge Tante. Siegfried Kühn punktet im Genre des Operettenberliners, der auch ein paar aktuelle Seitenhiebe abfeuert, gegen Stuttgart sowieso, und das bis 2050 haltbare Kunstfleisch sorgt als Running Gag für Lacher.
Ulrich Wagner, auch eine Leihgabe des Badischen Staatstheaters, steht mit dem erweiterten Orchester der Volksschauspiele Ötigheim für Operettenklänge voll zündender Rhythmik. Der Ötigheimer Musikverein ist in die Handlung integriert und trägt musikalisch sehr zu einem stimmigen Lokalkolorit bei. Die Tanzgruppen präsentieren Volkstänze in Schwarzwälder Tracht, ganz klar, aber auch Einlagen im Stil von Musikrevuen.
Im Ötigheimer Schwarzwaldmädel zeigt sich, dass Masse auch Klasse haben kann, denn die Volksszenen mit den Kindern und den farbenfroh kostümierten Schwarzwaldbewohnen (Kostüme: Helmi Henssler) sind ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Gute-Laune-Inszenierung. Einziger Nachteil: Alle Vorstellungen des Schwarzwaldmädel sind bis 1. September praktisch ausverkauft.
Auch  gestern Nachmittag ist das Schwarzwaldmädel auf der Freilichtbühne gespielt worden. In einer weiteren Besetzung singt Lisa Hähnel das Bärbele, Isabel Blechschmidt die Malwine von Hainau, Gerhard-Franz Brucker den Domkapellmeister und Roman Gallion den Hans. (Nike Luber)

Do schteh’sch machtlos vis-à-vis

Links geht’s nach Enzklöstlere, rechts nach Bad Wildbad, bis Stuttgart sinds 21 Kilometer. Egal. Hier neben den drei Schildern, die auf einer kleinen Anhöhe den Weg weisen, spielt die Musik. Bei Vogelgezwitscher unter Linden, vor Felsen, blühenden Pflanzen, einem Wald mit See links vor der Kathedrale finden sich 4000 Gäste zur Eröffnung der Freiluftsaison in Ötigheim wieder. Ganz rechts tummeln sich Touristen vordem Wirtshaus zum Blauen Ochs. Dort unterm Dach kommt plötzlich der Kuckuck aus dem Fenster. Willkommen im Kitsch, den man in diesem Moment gegen nichts, aber auch gar nichts eintauschen möchte. Einfach schön, oder um es mit Jürgen, dem Wirt im Schwarzwaldmädel zu sagen: Do kann’sch nix machen. Do schteh’sch machtlos vis-à-vis.
Paul Hug spielt diesen Mann, der allerlei Aufreger schulterzuckend so oft mit seinem Lieblingsspruch quittiert, bis es ihm die Zuschaueraus dem Mund nehmen. Ötigheim ist an diesem Abend im Schwarzwald gelandet und bringt eine Operette so gut wie heim, die vor bald 100 Jahren in Berlin uraufgeführt wurde: Das Schwarzwaldmädel von Léon Jessel haben sich die Ötigheimer ausgesucht, und sie können gerade mit diesem Stoff, der auch in Verfilmungen ein Postkartenidyll heraufbeschwört, mit ihrer Naturbühne punkten, die noch älter ist, als das Stück selbst.
Die alte Sandgrube, die 1906 zur Theaterbühne umfunktioniert wurde, ist jetzt der Dorfplatz für die romantische Liebesgeschichte ums Bärbele und den Domkapellmeister Blasius Römer sowie um ein paar Gäste aus Berlin, die das Schwarzwaldidyll gehörig durcheinander wirbeln. Wenn sich dann noch Hunderte von Amateurdarstellern aller Generationen mit schillernden roten Schürzen und Bollenhüten auf der größten Freilichtbühne tummeln, ist das Fest für die Augen perfekt. Das für die Ohren natürlich auch. Der beachtliche Rest an Sängern, Darstellern und Orchester ist unter der bewährten Leitung von Ulrich Wagner das Sahnehäubchen obendrauf.
Dass sie eine Stadt-Mieze ist, zeigt Stargast Annette Postel als kesse Malwine von Hainau gleich nach ihrer Ankunft mit kleinem Gepäck – nur ein halbes Dutzend Koffer – aus Berlin. Zum Reigen der Schwarzwaldmädels wippt sie im Charleston. Vor allem durch ihre grandiose Bühnenpräsenz und ihr reizendes Schauspiel punktet die bekannte Musikkabarettistin. Profis wie sie und der Bariton Edward Gauntt aus dem Karlsruher Opernensemble als Blasius Römer oder Wolfram B. Meyer als Hans begeistern Hand in Hand mit musikalischen Laien. Die werden angeführt von  einem köstlich singenden Reinhard Danner (Richard), der leibreizenden Christina Gailfuß (Bärbele) und einem recht dialektfesten Siegfried Kühn las Herr Schmußheim aus Berlin. Der bereichert die gelungene Inszenierung von Stefan Haufe um Seitenhiebe auf die Politik und die Schwaben. Judith Herz,m Anna Hug, Ulrike Karoius, Felix Behringer komplettieren das mit Hingabe aufspielende Ensemble. Den Ötigheimern ist ein kurzweiliges Operettenerlebnis mit Ohrwürmern wie Mädle aus dem schwarzen Wald, die sind nicht leicht zu haben zu verdanken. Gar nicht mehr zu kriegen sind Karten fürs Mädle, es wird aber im nächsten Jahr wieder gespielt. (Isabel Steppeler)