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Ein Blick zurück auf unser Programm 2010 Die Jungfrau von Orléans

Ronald Spiess inszeniert 2010 den Schiller-Klassiker Die Jungfrau von Orléans. Besonderes Highlight: Für das monumentale Historiengemälde war ein Bühnenbild der Sonderklasse gebaut worden. In der Bühnenmitte erstrahlt die Kathedrale von Reims. Auf der Bühne agieren 500 Laiendarsteller, darunter Markus Wild-Schauber als König Karl VII., Matthias Götz als Graf Dunois, Horst Herrmann und Werner Sachsenmaier als Erzbischof von Reims und David Kühn als Lionel. Einzig die Hauptrolle der Johanna ist mit der Profi-Schauspielerin Laura Kiehne besetzt. Insgesamt 40.500 Besucher sehen die Aufführungen. Handlung Der Hundertjährige Krieg tobt. Frankreich steht kurz vor der Niederlage gegen die Engländer: Paris ist gefallen, der Feind steht vor Orléans. Da taucht das Bauernmädchen Johanna auf. Ihre heilige Mission: Frankreich vor den Engländern zu retten und den französischen Thronerben in Reims zu krönen. Johanna führt das Heer der Franzosen von Sieg zu Sieg und wird dadurch zur Heldin. Da bringt Schiller den englischen Feldherren Lionel ins Spiel. Wie wird Johanna reagieren? Wird sie ihre Mission erfüllen und weiterhin das Heer in göttlichem Auftrag führen? Oder siegt die Liebe über Johannas Gelübde?

Besetzung

Inszenierung Ronald Spiess, Musik Karl Schauber, Musikalische Leitung Matthias Hammerschmitt, Choreografie Andrei Golescu, Julia Krug, Kampfchoreografie Winni Engber, Kostüme Sibylle Schulze, Hüte & Kreationen Ute Thoma, Bühnenbild Fridolin Müller, Einstudierung Kinderchor Maria Bagger, Regieassistenz Sabine Speck, Co-Assistenz Christina Gailfuß, Souffleuse Claudia Rübig, Reiterinspektion Jutta Kühn, Simone Fettig, Spielleitung Markus Wild-Schauber, Rudi Wild

PERSONEN

Johanna Laura Kiehne, Karl der Siebte Markus Wild-Schauber, Königin Isabeau Bernadette Kölmel, Lissi Hatz, Agnes Sorel Ulrike Weßbecher, Corina Kühn, Philipp der Gute, Herzog von Burgund Roman Gallion, Graf Dunois Matthias Götz, La Hire Paul Kühn, Paul Kölmel, Du Chatel Johannes Tüg, Florian Müller, Erzbischof von Reims Werner Sachsenmaier, Horst Herrmann, Chatillon, burgundischer Ritter Maximilian Tüg, Raoul lothringischer Ritter Stefan Hunkler, Talbot, Feldherr der Engelländer Fritz Müller, Siegfried Kühn, Lionel David Kühn, Fastolf Peter Weingärtner, Paul Maier, Montgomery Alexander Grünbacher, Ratsherren von Orléans Robert Walz, Heinz Lorenz, Herbert Kölmel, Sadek Achache, Englischer Herold Lukas Späth, Julian Baumstark, Thibaut d’Arc Kurt Tüg, Margot Sonja Waldner, Isabel Beckert, Louison Jennifer Walther, Stephanie Kuhn, Etienne Siegfried Peter, Claude Marie Stefan Pikora, Stefan Brkic, Raimond David Weingärtner, Christoph Dettling, Bertrand Rudi Wild, Claus Becker, Schwarzer Ritter Josef Kühn, Köhler Walter Kühn, Erhard Göhringer, Köhlerweib Tina Kalkbrenner, Elisabeth Hug, Köhlerbub Johannes Kühn, Julian Heitz, Gunthbert, Anführer der Soldaten Gerold Baumstark, Edelknechte Julian Weingärtner, Lukas Tüg, Nicolas Kaiser, Felix Behringer, Ritter zu Pferd Uwe Fettig, Reiner Bitterwolf, Hauptmann Thomas Weber, Michael Engel

Tanzgruppen und Reiterei der Volksschauspiele Ötigheim,, Großer Chor, Junger Chor und Kinderchor der Volksschauspiele Ötigheim, Frauen, Männer und Kinder der Spielergemeinschaft der Volksschauspiele Ötigheim, Fahnenschwinger Rastatt

Pressestimmen

Kompliment für die Ötigheimer

Ich war ja damals ganz toll in meinen Lionel verliebt, hörten die Mitwirkenden der Ötigheimer Volksschauspiele ein spätes Geständnis in der Spielerkantine. Dort hatte Werner Sachsenmaier, der geschäftsführende Vorstand einen Ehrengast begrüßt, der in den Annalen der Freilichtbühne schon vor 45 Jahren eine große Rolle spielte. Damals, 1965, verkörperte Doris Gallert die Jungfrau von Orléans auf der großen Bühne und sie war am Sonntag aufgeregt, hingerissen und begeistert wie damals. Heute lebt die 1936 geborene Schauspielerin, die 25 Jahre mit Herbert Bötticher verheiratet war und seit einem Jahr Witwe ist, in München. Sie hat in den vielen Jahren sowohl als Schauspielerin, wie als Regisseurin in mehr als 200 TV-Serien-Folgen und in mehr als 50 Kinofilmen gewirkt, war viele Jahre Synchronsprecherin. Geblieben ist der Seniorin ihre Vitalität und Spontaneität. Und so gestand sie den Ötigheimern auch: Hier in der ehrwürdigen Spielerkantine haben wir damals oft einen gesoffen. Leider blieb jetzt ihr großer Wiedersehenswusch unerfüllt. Von der alten Garde war niemand mehr am Platz. Große Begeisterung sprach sie an die junge Johanna-Darstellerin Laura Kiehne aus, die diesen Sonntag auch Manfred Straube begeisterte. Komplimente besonderer Art zollte sie den vielen Mitwirkenden: Mein Gott habt ihr großartige und so junge Rollenträger. Zur Erinnerung: Die Jungfrau von Orléans wurde bisher in neun Spielzeiten erfolgreich aufgeführt. 1937 und 1938 spielt Lore Petersen die Hauptrolle. 1956 un 1957 war es Rosemarie Reimann, 1964 Antje Hagen und 1965 Doris Gallert. 1972 erstmals eine Ötigheimerin, Sybille Armbruster (mit Schauspielprüfung), neben Ingeborg Storck. 1987 war dies Elisabeth Hauser und heute begeistert die 21-jährige Laura Kiehne die vielen Besucher. Sie hat inzwischen im Juni ihr erstes Engagement am Theater in Essen angetreten und kommt zu den Aufführungen von dort angefahren. Duplizität der Ereignisse: Neben Laura Kiehne begann einst auch Doris Gallert ihre Schauspielkarriere in Essen.

Realistisches Volkstheater vor der Kulisse der Kathedrale von Reims

Auf Guckkastenbühnen ist das 1801 in Leipzig uraufgeführte Drama heute nur noch selten zu sehen – und das hängt nicht nur damit zusammen, dass die meisten Szenen im Freien spielen. Dagegen setzten die Volksschauspiele Ötigheim in ihrer über hundertjährigen Geschichte Die Jungfrau von Orléans heuer bereits zum neunten Mal auf dem Programm. Und dort, auf Deutschlands größter Freilichtbühne, mit einer Spielfläche von knapp 160 Metern in der Breite und über 50 Meter in der tiefe, passt das Stück auch wie geradezu dafür geschaffen. Wenn Friedrich Schiller von einer romantischen Tragödie spricht, so kommt die dort, diesmal in der Inszenierung von Ronald Spiess, sozusagen bilderbuchreif zur Geltung. Jeanne d’Arc spielte in dem, mit langen Unterbrechungen von 1339 bis 1453 währenden Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich eine entscheidende Rolle. Sie war es nämlich, die sich durch Stimmen berufen fühlte, den Dauphin, den späteren König Karl VII., zur Krönung nach Reims zur führen und Frankreich von den Engländen zu befreien. Dabei gelang es ihr mit der Aufhebung der englischen Belagerung von Orléans die entscheidende Wende in diesen Krieg, die sich allerdings für sie selbst nicht auszahlte. Das ist der historische Hintergrund der von Friedrich Schiller mit dichterischer Freiheit gestalten Tragödie Die Jungfrau von Orléans. Und er ist es auch, der zu einem guten Teil die Größe der wohl berühmtesten Dramatisierung der Geschichte des Mädchens von Domrémy ausmachte. Die riesige, sogar für Ötigheimer Verhältnisse hohe, gekonnt nachempfundene Fassade der Kathedrale von Reims dominiert die von Fridolin Müller gestaltete Szenerie, zu der mächtige Bäume, Grashügel, gewachsener Naturboden und eine weite sandige Fläche ebenso gehören wie eine steinerne Freitreppe oder ein Proszenium vor der rund 4.000 Besucher Platz bietenden überdachten Zuschauertribüne. Dieses Milieu fordert geradezu realistisches Volkstheater. Und das bekommt man bei den Volksschauspielen Ötigheim auch im ursprünglichen Sinn geboten. So gehört es einfach dazu, das wie vom Autor gedacht eine Geschichte erzählt und diese passend bildlich und musikalisch illustriert wird. Da wirken Pferde mit, die Schauspieler reiten, sie kämpfen aber auch zu Fuß. Die mehrere hundert Statisten werden als Volk ins Spiel integriert, es wird gesungen und getanzt. Alles wirkt natürlich und ist doch großes romantisches Theater, vom Regisseur Ronald Spiess einfallsreich und wirkungsvoll in Szene gesetzt, mit zuweilen geradezu opernhafter Musik von Karl Schauber, unter der musikalischen Leitung von Matthias Hammerschmitt, untermalt. Und dazu kommen die historisierenden Kostüme und Uniformen von Sibylle Schulze, samt den Hüten von Ute Thoma, die, zusammen mit der Choreografie von Andrei Golescu und Julia Krug, sowie der Kampfchoreografie von Winnie Engber, das Schauspiel zu einem monumentalen Historiengemälde machen. Doch was wäre das Ganze ohne entsprechende darstellerische Leistungen. Und da gebührt Ronald Spiess ein weiteres Lob. Gelingt es dem Regisseur doch nicht nur, des Volkes Masse gegliedert und geordnet zu führen, vielmehr versteht er es auch, die Rollenträger zu einer individuellen Charakterisierung der handelnden Personen anzuhalten. So ist die in der nächsten Spielzeit am Theater Essen engagierte Absolventin der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Laura Kiehne, eine energisch-selbstbewusste, von einer Mission erfüllte Kriegerin des höchsten Gottes, eine sympathisch-hübsche, auf dem Boden der Wirklichkeit stehende Johanna. Profil gewinnen aber auch Markus Wild-Schauber als eher weichlicher König Karl VII., Bernadette Kölmel als herrische Königin Isabeau, Ulrike Weßbecher als damenhafte Agnes Sorel, Siegfried Kühn als martialistischer Talbot, David Kühn als männlicher Lionel, Roman Gallion als auf Versöhnung bedachter Herzog von Burgund und Horst Herrmann als Ehrfurcht gebietender Erzbischof von Reims.

Die Sogkraft einer unerschütterlichen Überzeugung

Das Stück ist ein Klassiker, wie geschaffen für die Volksschauspiele Ötigheim: Schillers romantische Tragödie Die Jungfrau von Orléans bietet Gelegenheit, das Potenzial von Deutschlands größter Freilichtbühne so richtig auszuschöpfen. Szenen mit Scharen schwertschwingender Statisten, Verfolgungsjagden zu Pferde, Volksaufläufe mit Tanz und Gesang und nicht zuletzt den Krönungszug von Frankreichs Herrscher Karl in der Kathedrale von Reims. Namentlich bei dieser Szene, die bei Schiller bereits großformatig angelegt ist, lässt die Neuinszenierung von Ronald Spiess die Opulenz des Ötigheimer Theaterschaffens geradezu kompromisslos zur Geltung kommen. Er scheint kein Ende nehmen zu wollen, der Zug aus stolzen Soldaten, putzigen Blumenmädchen, braven Ministranten aufgeputzten Hofdamen, kirchlichen Würdenträgern, gewappneten Rittern und edel einherschreitenden Fürsten, der da zur melodramatischen Musik von Karl Schauber von hinten rechts über die Bühne zieht und dabei auch die enorme Arbeit der Kostümbildnerei (Sibylle Schulze) nachdrücklich vor Augen führt. Und als mitmarschierende Quartett der Fahnenschwinger Rastatt artistisch die Flaggen wirbeln lässt, da jubelt nicht nur die hundertköpfige Volksschar auf der Bühne, sondern auch das Publikum im 4000 Besucher fassenden Halbrund. Eine Szene, deren überwältigende Dimension dem bislang größten Bühnenbild der Volksschauspiele angemessen ist, wurde der Hauptbau doch durch zwei Türme zur Kathedrale aufgestockt, so dass es zeitweise wirkt, als werde hier – wie bei anderen Festspielen – tatsächlich auf der Treppe einer Kirche agiert. Das wiederum passt zur pastoralen Grundstimmung dieser am Samstagabend erstmals gezeigten Inszenierung, die gewissermaßen über Schiller hinausragt: Erstmals in der Nachkriegsgeschichte gibt es in Ötigheim zum runden Jahrzehnt kleine Passion. Doch in Schillers Stück findet sich eine dramaturgisch ähnliche Situation: Eine von einem göttlichen Auftrag beseelte Hauptfigur wird von ihrem allzu irdisch gesinnten Umfeld zuerst verehrt und dann verraten. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Himmelfahrt, die Schiller seiner aufopferungsvollen Heldin im Schlussmonolog als Vision in den Mund legt, hier auch szenisch umgesetzt wird, wenn die sterbende Johanna sich treppauf von König, Hofstaat und Volk entfernt, um im gleißend weißen Licht gleichsam zu verschwinden. Freilich ist die fast dreistündige Aufführung kein Weihspiel – das verhindert schon das forsche Auftreten der Titelfigur Johanna in der Darstellung der 21-jährigen Berliner Profi-Schauspielerin Laura Kiehne. Sie vermittelt die unerschütterliche Überzeugung deren Sogkraft die französischen Truppen dazu bringt, einem Bauernmädchen bedingungslos in die Schlacht zu folgen. Und sie verkörpert Johannas Seelenqual, als diese sich in den englischen Heerführer Lionel verliebt und meint, damit nicht mehr die reine Jungfrau zu sein, an die der göttliche Auftrag erging. Stark ist die Wirkung dieses Monologs zur Eröffnung der zweiten Hälfte, da nun die zuvor tageslichthelle Bühne nur noch von Scheinwerfern beleuchtet wird. Die Dunkelheit der Tageszeit scheint sich in dem verdüsterten Gemüt der Hauptfigur anzupassen – wie überhaupt die Atmosphäre der Naturbühne stets die Theatermomente mitprägt. Und dann sind natürlich all die erfahrenen Akteure, die es möglich machen, nicht nur Schillers umfangreiches Personenregister von fast 30 Personen vollständig zu besetzen, sondern auch noch den Ritter zu Pferd, den Hauptmann oder die Edelknechte als Sprechrollen agieren zu lassen. Dem kriegsüberdrüssigen König Karl gibt Markus Wild-Schauber eine Prise herrscherlich-blasierter Arroganz, wodurch etwas Reibungsfläche ins Spiel kommt. Sein treuster Gefährte Dunois, von Matthias Götz aufrecht wie aufbrausend dargestellt, wirkt hier ebenso stimmig, als Kontrast wie der englische Heerführer Talbot: Fritz Müller (Premierenbesetzung) spielt den erbittertsten Gegner der Johanna als Vertreter einer kühlen Vernunft. Und David Kühn als hitzköpfiger Lionel ist ein adäquates Gegenüber für Joahnna – ihr zwischen Hass und Liebe zuckender Zweikampf bildet die bemerkenswerteste Szene der sehr der Ötigheimer Tradition verhafteten Inszenierung. Als der entwaffnete Lionel die Jungfrau mit der Fahnenstange attackiert, verwickeln sich die beiden in den roten Stoff, der die englische Flagge, hier aber auch das auflodernde Gefühl symbolisiert. Etwas mehr von dieser spielerischen Dynamik käme vielen Dialogpassagen zugute, die akustisch zwar nuanciert, szenisch aber arg statisch wirken. Das mag freilich noch kommen – auch ein Theaterensemble ist eine Turniermannschaft.

Menschen, Pferde, Tragödien…

Eigentlich hätte er es besser wissen müssen: Immerhin war Friedrich Schiller ab 1789 Professor für Geschichte an der Universität Jena. Doch seine Johanna von Orléans hat nur entfernt mit der historischen Person zu tun. Jahreszahlen und Fakten, wie die Tatsache, dass Agnes Sorel erst nach dem Tode Jeanne d’Arcs die Geliebte Karls VII. wurde, störten den Herrn Professor wenig. Denn Schiller schrieb frei nach der Maxime immer nur die allgemeine Situation, die Zeit und die Personen aus der Geschichte zu nehmen und alles übrige poetisch frei zu erfinden. Und so ist die schillersche Johanna auch heute noch ein dankbares Spielmaterial, das viele Arten von Deutungen und Bühnendarstellungen zulässt. Für die actionreiche, dramatische Variante der Romantischen Tragödie haben sich die Volksschauspiele Ötigheim entschlossen, die am Samstag mit dem Klassiker im Freiluftgewand ihre Schauspiel-Saison eröffneten. Bereits zum zehnten Mal seit 1937 bringen die Ötigheimer die Johanna auf ihre riesige Bühne. 1972 beispielsweise inszeniert von Staatsschauspieler Kurt Müller-Graf, der jetzt – inzwischen 97-jährig – die erste Inszenierung von Ronald Spiess verfolgt. Und der stand vor einer gigantischen Aufgabe: 600 Mitwirkende, Pferde, Schafe und Esel so in Einklang zu bringen, dass der Textgehalt nicht im Spektakel untergeht. Spiess nutzt dafür das Mittel der Wiederholung und Verlangsamung, setzt rasanten Kampfszenen betont ruhig und mit vielen Pausen sprechende Darstellern entgegen. Mitsamt den vielen Tänzen und großen Chören sorgt das allerdings manchmal für gewisse Längen. Doch trotz der Breitwandbühne gelingt es Spiess immer wieder, intime Szenen voll packender Dramatik zu realisieren. Das liegt vor allem an der hohen Bühnenpräsensseiner Hauptakteure. Laura Kiehne, die gerade die Schauspielschule in Berlin beendet hat, gibt eine forsche, fast burschikose Jungfrau von Orléans mit großer Überzeugungskraft. Spannungsvoll gezeichnet auch die Rolle Karl VII., dem Markus Wild-Schauber, die notwendigen ambivalenten Züge verleiht. Als wankelmütiger Philipp, Herzog von Burgund, kann Roman Gallion überzeugen, ausdrucksstark auch Matthias Götz als Graf Dunois. Der Part des Höflings Du Chatel ist bei Johannes Tüg in guten Händen, während Paul Kühn rollendeckend den erfahrenen Kämpfer La Hire gibt. Einen sehenswerte (Liebes-)kampf liefert sich David Kühn als Lionel mit Johanna. Als machtbessesene Königin Isabeau überzeugt Bernadette Kölmel ebenso wie Fritz Müller als englischer Feldherr Talbot. Doch trotz aller schauspielerischen Leistungen und hoher Textsicherheit sind es die vielen bewegten Szenen und imposanten Bühnenbilder, die die Faszination der Volksschauspiele Ötigheim ausmachen- Und da hat diese Jungfrau wieder viel zu bieten: Über 23 Meter hoch sind die Türme der nachgebauten Kathedrale von Reims (Bühnenbild Fridolin Müller). Aufwendig und ein Hingucker die Kostüme (Sibylle Schulze), wie das der hübschen Agnes Sorel (Ulrike Weßbecher). Gewaltig und bestens einstudiert von Winni Engber die immer wieder tobenden Schlachten. Und wenn dann noch Teile des Heereslager spektakulär in Flammen aufgehen, Reiter im wilden Galopp durch die Szenerie fegen – dann ist auch in diesem Jahr der engagierten Spielerschar der von den Zuschauern mit viel Applaus gefeierte Erfolg sicher.

Zwischen tödlicher Mission und Liebe

Die Volksschauspiele Ötigheim wagen sich zur Sommerzeit, wenn andere Festspielstätten leichtere Unterhaltung bieten, immer wieder an die Klassiker der Weltliteratur. Mit einer Neuinszenierung der Jungfrau von Orléans haben sie nun eines der schwierigsten Stücke von Friedrich Schiller angepackt. Machtpolitik, wechselnde Fronten, von Engländern, Burgundern, Franzosen, mit einem Auflauf an Militärs, Bauern, König, Erzbischof und Edlen zuhauf: Schillers vielschichtiger Theaterkosmos und seine gewaltige Sprache mit viel religiöser Verzückung und Marienverehrung verlangen dem Zuschauer einiges ab. Von einigen Längen im ersten Teil abgesehen, ist dem Baden-Badener Regisseur Ronald Spiess auf der Freilichtbühne aber ein ausdrucksvolles Historiendrama gelungen. Die dreieinhalbstündige Inszenierung zieht eine stringente, präzise akzentuierte und hochemotionale Spur durch die romantische Tragödie von Triumph und Scheitern des kämpferischen Wundermädchens Johanna, das in Frankreich, als Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen geopfert, zur Legende wurde, deren Schicksal bei Schiller unter der Fahne endet – und die in Ötigheim in einem ergreifenden Finale ins himmlische Licht geführt wird. Schon am Anfang gibt es Kino. Spiess nutzt die Freilichtbühne, um, von Filmmusik unterlegt, Hollywood-like einzusteigen mit Schlachtgewimmel und Franzosenelend. Schillers 17-jährige Jungfrau in göttlicher Mission ist in Ötigheim ideal besetzt mit der 21-jährigen Schauspielerin Laura Kiehne. Eine Entdeckung, die direkt von der Abschlussprüfung an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch engagiert wurde, am Schauspiel Essen ist sie auch schon unter Vertrag. Der strengen Jungfrau, die von Schiller Züge der schönen Kriegsgöttin Pallas Athene erhalten hat, spielt die blonde Berlinerin mit festem Blick gen Himmel gerichtet. Von unbändiger Kraft und Unbeirrbarkeit zeugt ihr energiegeladenes Spiel. Laura Kiehnes uneitle, eindringliche Vorstellung verleiht der entrückten Schiller-Heldin theadralisches Gewicht, ihr genauer, unprätentiöser Ausdruck gibt der Kunstsprache realistische Diktion. Man glaubt ihr diese Mission, in der sie ihrem König als auserwähltes Werkzeug des Kriegs dient und sich das Gelübte auferlegt hat, der Liebe zu entsagen, um wie ein Nachbild Athenes nicht menschlich zu werden. Ihre Energie dazu scheint sie von der Gottesmutter Maria zu erhalten. Und wie der blaue Schutzmantel Mariens auf den spätmittelalterlichen Gemälden der großen Meister, der sinnbildlich die Farbe des Himmels aufnimmt, erscheint uns in sorgsam gelegtem Faltenwurf einer Stoffbahn, die von der Mittelrosette der Kathedrale weit über die große Freitreppe drapiert ist, wenn Johanna in die Schlacht zieht. Die Kathedrale von Reims ist ihr Ziel, Frankreichs Krönungsstätte, die von Fridolin Müller bis hin zum filigranen Maßwerk dem Original nachempfunden wurde. Theatergerecht wird die Stoffbahn umfunktioniert zum Baldachin des königlichen Hoflagers, unter dem der sanftmütigen Karl mit Agnes Sorel (Markus Wild-Schauber und Corina Kühn) ganz im Gegensatz zur Jungfrau für die Liebe, nicht den Krieg leben will. Allzu viel Pomp gibt es nicht, der Franzosenkönig ist pleite. Die Inszenierung vermeidet märchenhaft-mittelalterliche Ausstaffierung und bedient sich Stilisierungen, die Fahnen der Kriegsparteien hauptsächlich in Rot und Blau, die Wappenlilie der Bourbonen und der dreifache englische Löwe tauchen nur spärlich auf. Opulente Volksszenen, in denen die Ötigheimer Chöre glänzen können, bleiben reduziert. Ronald Spiess betont den klassisch zugespitzten Konflikt in kammerspielartigen Szenen, worin sich die Laiendarsteller in souveränem Umgang mit der Schiller’schen Sprache beweisen. Im Lager der Engländer zeigt Fritz Müller als Talbot, mit wieviel schauspielerischer Stärke die Ötigheimer bis in die kleinere Rollen besetzt sind. Das Potenzial der jüngeren ist nicht geringer. Spiess‘ tiefsinnige Reflektion über Nationalismus in der Jungfrau wird besonders eindringlich an zwei Szenen ablesbar, die den Grundkonflikt Johannas diametral herausstellen, zwischen tödlicher Mission und Liebe. Unerbittlich ersticht sie den Engländer Montgomery (glänzend Alexander Grünbacher) von hinten, der fast vertraut in ihre Arme sinkt. Und dann rennt er im Todekampf um sie herum und gemahnt sie an ihre Verwundbarkeit. Das Tötungsgebot erscheint bei Schiller selbstverständlich, die racheengelsgleiche Johanna unterliegt allein dem Liebesverbot. Es bedarf nicht der Hölle, um diese Jungfrau wanken zu lassen. Bewegend und authentisch gelingt auch diese Szene, in der Johanna das todbringende Verhängnis in Gestalt des englischen Feldherren Lionel begegnet, damit wird sie ihrem Gelübde untreu und verheddertsich in der roten Kriegfahne als Metapher für das Verhängnis. Die Verwirrung des Gefühls drücken Laura Kiehne und der Ötigheimer David Kühn in einem zauberhaften Spiel von Anziehung, Verstecken und Abkehr aus. Die zarten Töne halten nicht an. Johannas Berufunfg folgen Selbstzweifel, denen sie in einem intensiven Spiel Ausdruck verleiht. Auf die Verleumdung als Hexe folgt der bittere Abstieg in die Verbannung. Schiller lässt seine Jeanne d’Arc Furcht und Schrecken verbreiten, bei Kiehnes Johanna scheint diese unbändige Kraft aus den tiefen eines unvebildeten Charakters zu tönen. So ungekünstelt geht auch ihr verzweifelter Aufschrei, einem Seufzer gleich, unter die Haut. Und wenn durch die weit geöffnete Kathedrale, in derem Inneren kurz davor noch das Kreuz der Kröungszeremonie Karls golden glänzte, in Johannas tiefster Not der Wind hindurchweht, dann wirkt das, als wäre diese Stätte von allen guten Geistern verlassen. Und bei der Jungfrau von Orleáns formt sich das finale Bild zu einer Apotheose in eindrucksvoller Kulisse, für die die Ötigheimer Volksszenen so geschätzt werden: Die Jungfrau tranzendiert ins gleißende Licht, das Volk in Trauerkleidern singt den Choral.

Das Theater ganz nah am Menschen

Vor allem die riesige Bühne und die Rolle der Johanna haben mich gereizt. Laura Kiehne freut sich sichtlich auf den diesjährigen Theatersommer auf Deutschlands größter Freilichtbühne in Ötigheim. Dann nämlich wird die 21-jährige Berlinerin als einziger Profi mit den Ötigheimern zusammen die Jungfrau von Orléans präsentieren. Die Nachfrage ist schon jetzt so groß, dass bereits eine Zusatzvorstellung eingeschoben werden musste. Die Regie haben die Volksschauspiele erstmals Ronald Spiess übertragen. Er ist in Ötigheim kein Unbekannter, spielte er doch im Jahr 2008 die Rolle des Franz von Assisi mit großem Erfolg. Letztmals wurde die Jungfrau von Orléans 1987 auf der großen Naturbühne gezeigt – da war Laura Kiehne noch nicht einmal geboren. Dieses Mal soll sie noch größer und spektakulärer gezeigt werden. Sicher hilft da auch das Bühnenbild, das es in dieser Größe bisher in Ötigheim noch nicht gegeben hat. So wird die Kathedrale von Reims in der Bühnenmitte zu sehen sein und alles andere überragen. Laura Kiehne freut sich darauf: Ich habe im letzten Jahr bereits eine Aufführung hier gesehen und war total begeistert, sagt die junge Diplom-Schauspielerin, die gerade ihren Abschluss gemacht hat und sich in Ötigheim über ihr erstes richtiges Engagement freuen kann. Aber nicht nur die Menschen, sondern auch die Ötigheimer Laiendarsteller faszinieren Laura Kiehne: Hier wird mit so viel Liebe gespielt, das ist Theater ganz nah am Menschen, freut sie sich. Zudem ist das Spielen auf einer Freilichtbühne für die Berlinerin eine besondere Herausforderung: Du weißt vorher nicht, ob es regnet, ob es stürmt, oder ob die Sonne strahlt und musst immer flexibel sein. Zudem freut sie sich, mitten in der Natur zu spielen, denn das sich der ein oder andere Vogel auch während der Vorstellung singend auf der Bühne niederlässt, gehört in Ötigheim einfach dazu. Um sich auf die Hauptrolle vorzubereiten war Laura Kiehne bereits im Dezember das erste Mal zu Leseproben in Ötigheim. Auch hat sie es sich vor einigen Wochen nicht nehmen lassen, sich die Premiere des Kleinen Horrorladens auf der kleinen Bühne anzusehen. Richtig nach Baden ziehen wird sie dann über Ostern; am Ostermontag steht traditionell die erste Volksprobe auf der Freilichtbühne auf dem Programm und da darf die Hauptdarstellerin natürlich nicht fehlen. Die Jungfrau von Orléans hat Laura Kiehne auch während ihres Studiums oft gelesen und zählt Friedrich Schillers Drama zu ihren Lieblingsstücken. Schnell sagt sie auch warum: Mich fasziniert die Vielfalt des Stückes und die verschiedenen Personen, denen Johanna begegnet. Regisseur Ronald Spiess stellt in den derzeit bereits angelaufenen Proben seinen Darstellern vorallem eine Frage: Wie kann Schiller in Ötigheim lebendig werden. Durch diese Rollenfindung und die Arbeit mit dem historischen Text soll vor allem die Sprache erkundet werden, die Schiller für seine Jungfrau von Orléans eingesetzt hat. Man muss einfach mitfühlen, warum Schiller es so oder so geschrieben hat hat. Das ist ganz wichtig, um richtig in eine Rolle hineinwachsen zu können, sagt Ronald Spiess, der mit der Probenarbeit bereits im November begonnen hat. Seither wird in verschiedenen Blöcken kräftig geübt. Laura Kiehne fasziniert das riesige Engagement der Ötigheimer: Die Proben sind auch dann noch richtig intensiv, wenn alle Darsteller zuvor acht Sunden lang gearbeitetet haben, bemerkt sie. Schließlich ist es für die Ötigheimer ihr großes Hobby bei den Freilichtspielen mitzuwirken, ihren Lebensunterhalt müssen sie freilich anderweitig verdienen. Neu ist für die Hauptdarstellerin auch die Größe des Ensembles: Mit 600 Personen habe ich in einem Stück noch nie zusammen gewirkt. Nicht nur deshalb freue ich mich riesig auf den Sommer.

Ein Heer für Frankreichs berühmteste Jungfrau

In Frankreich gibt es neben dem Gallischen Hahn noch einen weiteren Sympathieträger von nationaler Bedeutung: Die waffengewandte Jungfrau von Orléans – Jeanne d’Arc. Grund genug für die Organisation der Volksschauspiele, die Saga von der Schwert schwingenden Bauernmagd auf die große Bühne zu bringen. Wo Schwerter sind, sind Ritter indes nicht weit. So hatte das Telldorf zum Casting gerufen und sich auf die Suche nach ausreichend Knappen gemacht. Auch am Freitagabend fanden sich in der Mehrzweckhalle daher zahlreiche Kämpfer zusammen. Denn speziell beim Schwertkampf gilt: Übung macht den Meister. Für die Aufführung im Sommer sind für die unvermeidlichen Schlachtszenen – das Stück spielt zu Zeiten des Hundertjährigen Kriegs und der Besetzung Frankreichs durch die Engländer – ausreichend Soldaten von Nöten. Das für den Spielbetrieb zuständige Team um Rudi Wild sucht daher fleißig nach Freiwilligen, die sich im Umgang mit dem Schwert schulen lassen. Zwei Termine gab es bereits. Willkommen sei aber auch weiterhin jeder, der sich berufen fühlt, wie Wild betont. Insgesamt 30 Teilnehmer im Alter von 16 bis 50 Jahren seien es neben den offiziellen Rollenträgern des Stücks bisher, so Kampf-Choreograph Winni Engber von den Badischen Löwenfechtern Rastatt. Unter ihnen sind nur zwei Frauen. Eine davon ist Laura Kiehne. Die Berlinerin wird als einzige professionelle Schauspielerin die Rolle der Jeanne d’Arc spielen. Die übrigen Darsteller stammen vorwiegend aus dem Telldorf. Über echte Kampferfahrung verfügen die wenigsten. Allerdings haben einige der künftigen Engländer und Franzosen bereits im Zuge anderer Aufführungen – etwa Ronja Räubertochter – gelernt, mit dem Schwert umzugehen. Immer sonntags und freitags trifft sich die Gruppe im zweiwöchigen Rhythmus zu 90-minütigen Übungseinheiten, um die Kampfszenen mit Schwert und Schild zu proben. Verletzungsgefahr drohe dabei kaum, so Engber. Nicht so schlimm wie beim Fußball und bei Weitem nicht so gefährlich wie es aussieht sei das Ganze. Mehr als Prellungen und kleine Abschürfungen habe es noch nicht gegeben. Aller Anfang ist indes auch beim Kämpfen schwer. Nach einem ausführlichen Aufwärmprogramm mit unterschiedlichen Dehnübungen für die Bein- und vorallem die Armmuskulatur, stehen im Augenblick vorwiegend grundlegende Techniken wie etwas die richtige Schritt- und Hiebfolge im Vordergrund. Weh tun solle sich schließlich niemand. Dafür ist es derweil unerlässlich, die nächste Bewegung des Gegenübers zu kennen. Engber überwacht die Fortschritte seiner Schützlinge daher mit Argusaugen und greift immer wieder helfend ein, wenn ein Hieb noch nicht so sitzt, wie er soll. Die einzelnen Gefechtsszenen sollen dann ab Ostern auf der Bühne der Volksschauspiele einstudiert und verfeinert werden. Die richtige Choreografie sei dabei unterdessen ebenso wichtig, wie die Sprecherrollen, zeigt sich Engber überzeugt. Auf die Frage, welche Anforderungen der Schwertkampf an die Schauspieler stelle, führt der Profi vor allem die Fähigkeit an, den eigenen Körper ausreichend beherrschen zu können. Eine gute Koordination sei entscheidend. Nicht jeder sei dazu in der Lage, Hand- und Fußbewegungen ausreichend aufeinander abzustimmen. Trotz Kampfeslärm, Waffenklirren und den hohen Anforderungen ist die Stimmung unverkrampft. Was auch gut so ist. Denn arbeitsintensiv ist das Training allemal. Eine Sekunde auf der Bühne, so Engeber, habe eine Stunde Üben erfordert. Für Jeanne nehmen es die tapferen Kämpfer in der Mehrzweckhalle jedoch wohl gerne in Kauf.

Bühnenbild der Superlative

Ein Bühnenbild der Superlative erwartet die Zuschauer auf Deutschlands größter Freilichtbühne im kommenden Sommer. Nachgebaut wurde die Kathedrale von Reims, schließlich steht in der kommenden Spielzeit Die Jungfrau von Orléans von Friedrich Schiller auf dem Spielplan. Trotz des harten und sehr schneereichen Winters liegt das Bühnenbauteam um Adrian Walz gut im Zeitplan: Wir konnten in unserer eigenen Werkstatt viel Vorarbeit leisten, so dass der außergewöhnlich lange Winter uns nicht allzusehr geschadet hat, so Adrian Walz. Nun wird wieder im Außenbereich gearbeitet, wo bis zu 23 Meter hohe Türme entstehen. Fridolin Müller, der seit über 20 Jahren für das Bühnenbild auf dem Tellplatz verantwortlich zeichnet, stand aber nicht nur deswegen vor einer besonders schwierigen Aufgabe: In der Gotik hat man schmal und hoch gebaut, unsere Bühne ist relativ flach und breit, schildert er das Problem. Abhilfe schaffen hier zwei Türme, die das Bühnenbild sehr hoch wirken lassen. Und tatsächlich: So hoch hat man in Ötigheim noch nie gebaut. Das sind acht Meter mehr als der bisherige Hauptbau, verdeutlicht Platzmeister Adrian Walz und berichtet, dass eine Stahlkonstruktion auf den alten Hauptbau aus Beton aufgesetzt wird – schließlich muss das Bühnenbild auch Stürmen trotzen. Aber nicht nur auf der Bühne, sondern auch in weiteren Bereichen der Freiluftanlage haben die Ötigheimer in diesem Winter gewerkelt. Damit die Besucher ab Juni die Aufführungen noch komfortabler verfolgen können, wurden im Logenbereich alte Sitzflächen ausgetauscht, während der Pferdeunterstellplatz hinter der Bühne komplett neu aufgebaut wird. Das bisher älteste Gebäude auf dem Platz musste bereits im vergangenen Jahr weichen und wird durch einen Neubau ersetzt. Dort werden nicht nur 18 Pferde während der Aufführungen einen Unterstand finden, sondern es konnte auch Lagerraum für verschiedene Geräte geschaffen werden. Und auch für Sonderdarsteller wie vielleicht mal wieder ein Kamel sind wir bestens gerüstet freut sich Adrian Walz, der darauf verweist, dass zudem auf dem Rütli ein neuer Unterstand samt integrierter Kulissenrückwand geschaffen wurde. Die ersten Proben auf dem Tellplatz haben bereits begonnen. Nach Sprecherproben im Empfangsraum haben die Schauspieler auch erstmals in diesem Jahr die Bühne betreten, um Abläufe zu besprechen. Am Ostermontag wird die Saison dann traditionell mit einer großen Volksprobe eröffnet. Dann ist für Adrian Walz ein Großteil der Arbeit bereits erledigt. Wir müssen uns dann insbesondere darauf vorbereiten, dass die Bühne im Sommer innerhalb weniger Stunden für ein anderes Stück hergerichtet werden muss sagt er. Schließlich sind in Ötigheim neben dem Hauptstück Die Jungfrau von Orléans in diesem Jahr auch wieder das Kinderstück Ronja Räubertochter und William Shakespeares Komödie Der Widerspenstigen Zähmung zu sehen. Der Umbau zwischen beiden Stücken darf kein großer sein, denn teilweise wird am Freitag das eine und am Samstag das andere Stück gespielt, weiß Adrian Walz. Die Planungen des künstlerischen Ausschusses gehen derweil weit über das Jahr 2010 hinaus. Denn das für das laufende Jahr mit hohem finanziellen Aufwand geplante Bühnenbild soll, mit kleinen Veränderungen, auch für die Spielzeiten 2011 und 2012 genutzt werden. Der Spielplan steht in unseren Köpfen bereits und wenn alles so klappt, wie wir hoffen, dann müssen in den kommenden beiden Wintern nur kleine Umbauarbeiten geleistet werden, so Markus Wild-Schauber, Vorsitzender des künstlerischen Ausschusses. Ein größerer Umbau steht dann erst für die Spielzeit 2013 an, wenn die Passion von Pfarrer Josef Saier wieder in Ötigheim zu sehen sein.