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Ein Blick zurück auf unser Programm 2014 Die Hammelkomödie

50 Jahre alt wurde die kleine bühne in der Saison 2013/2014. Gefeiert wurde das Bühnenjubiläum mit einem Stück, das bereits 1977 – damals noch im alten Schulhaus neben der Kirche – in Ötigheim zu sehen war: Die Hammelkomödie von Gert Hofmann. Ausgewählt wurde das Stück als Hommage an kleine bühne-Gründer Willi Panter, einem weit bekannten Vertreter der niveauvollen Komödie, des feingezeichneten Humors auf der Bühne. Regisseur Hannes Beckert: In dankbarer Erinnerung an Willi Panter widme ich meine Inszenierung dem Gründer unserer ‘kleinen bühne’. Er hat mit seiner Arbeit bei jungen wie älteren Spielern dazu beigetragen, erfolgreich zu sein. Ich hoffe, wir erweisen uns seiner würdig. Die Hammelkomödie sollte im Jubiläumsjahr nicht nur das vergangene halbe Jahrhundert reflektieren sondern auch Freude versprühen und den Zuschauern viel Möglichkeit bieten, sich herzhaft zu amüsieren um mit einem Schmunzeln auf den Lippen nach Hause zu gehen. Der Stoff erzählt von dem ebenso beredten wie bequemen, hoch verschuldeten aber gerissenen Winkeladvokaten Patelin, der sich seit Jahr und Tag mit List durchs Leben schlawinert. Da er keine Lust hat zu arbeiten, ist die Kasse knapp. Sein angetrautes Weib wird langsam sauer – konnte sie sich doch schon seit sechs Jahren kein neues Kleid mehr kaufen. Aber woher nehmen ohne Geld? In einem turbulenten Reigen haut er alle übers Ohr: sein angetrautes Eheweib, den gierigen Tuchhändler und den verfressenen Schäfer. Er selbst mimt den todkranken Wahnsinnigen. Patelin sieht sich schon als Sieger des Geschehens, zieht  am Ende jedoch als betrogener Betrüger den Kürzeren: Ausgerechnet der „Mäh“-sagende Schäfer Lämmlin reicht ihm mit seiner Bauernschläue das Wasser. Frei nach dem Motto: Wer anderen eine Grube gräbt, sollte mit der Schaufel umzugehen wissen. Die Inszenierung von 1977 hatte in den Händen von kleine bühne-Gründer Willi Panter gelegen und in der Presse für Furore gesorgt: Willi Panter hat als Regisseur alle Mitwirkenden bei diesem Spiel zur Hergabe ihrer besten Möglichkeiten angespornt. Man spürt immer wieder seine behutsame und geschickte Hand bei der Führung der Darsteller auf der Bühne. Für die Neuauflage 2014 hatte mit Hannes Beckert ein Regisseur am Pult Platz genommen, der Die Hammelkomödie bestens kennt, war er doch in den damaligen Aufführungen selbst als Tuchhändler zu sehen. Der Plan, das Original-Ensemble aus dem Jahr 1977 2014 erneut spielen zu lassen, scheiterte aus verschiedenen Gründen. Aus dem Ursprungsensemble ist nur noch Siegfried Kühn als Richter zu erleben. Zusätzlich ausgewählt wurden aber solche Spieler, die zum Teil bereits unter Willi Panter auf der kleinen bühne gestanden haben, so Roman Gallion als Tuchhändler, Kurt Tüg als Doktor Patelin, Lissy Hatz als seine Frau Wilhelmine und Maximilian Tüg als Schäfer Lämmlin. Ein ganz alter Stoff, neu und witzig erzählt, der zeigt: Der Mensch betrügt und will betrogen sein.

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kleine bühne im Tellplatz-Casino, Ötigheim

Besetzung

Prolog  Siegfried Kühn, Doktor Patelin, ein Advokat Kurt Tüg, Wilhelmine, seine Frau Lissi Hatz, Lämmlin, ein Schäfer Maximilian Tüg, Ein Tuchhändler Roman Gallion, Ein Richter Siegfried Kühn, Männer in schwarz Felix Behringer, Tobias Kleinhans, Patrick Speck

Regie Hannes Beckert, Regieassistenz und Soufflage   Jennifer Hofmann, Bühnenbild Michael Lerner, Kostüme Christel Wild, Garderobe Leonie Nold, Maske Karl-Heinz Kellermann, Tontechnik Wolfgang Höfele, Lothar Höfele, Steffen Sachsenmaier

Pressestimmen

Die richtige Antwort lauter Mäh
Mitten in das Geschehen hinein kommt der Besucher bei der ersten Premiere der Ötigheimer Volksschauspiele in diesem Jahr. Denn bereits vor dem Eintritt in die kleine Bühne, wo am Freitagabend Die Hammelkomödie zum 50-jährigen Bestehen der kleinen Bühne erstmals aufgeführt wurde, sitzt Schäfer Lämmlin (Maximilian Tüg) strickend vor seinem Schäferwagen und bestaunt emotionslos die in das Theater strömenden Premierenbesucher. Wenige Schritte weiter bemerkt der Zuschauer den geöffneten Vorhang und kann den Advokaten Doktor Patelin (Kurt Tüg) bei seiner Lieblingsbeschäftigung beobachten: schlafen.
Arbeiten, dass ist nichts für den gerissenen Winkeladvokaten. Dabei ist er hoch verschuldet und seine Frau Wilhelmine (Lissi Hatz) beklagt nicht nur einmal, dass sie seit Jahren kein neues Kleid mehr bekommen hat. Seine Faulheit will Patelin mit List und Gerissenheit ausgleichen und so macht er sich bald auf zu einem Tuchhändler (Roman Gallion).
Auch bei diesem Szenenumbau bleibt der Vorhang geöffnet, während Felix Behringer, Tobias Kleinhans und Patrick Speck das gemütliche Wohn- und Schlafzimmer von Patelin flink und geschickt in den Verkaufsraum des Stoffhändlers verwandeln. Hier beginnt der turbulente Reigen, mit dem Patelin alle übers Ohr haut. Den Stoffhändler bequatscht er so lange, bis dieser ihm einen wertvollen Stoff schließlich mit großer Freude ohne Bezahlung überlässt. Patelin freut sich und das Premierenpublikum amüsiert sich. Oft steckt die Pointe dabei im Detail, so dass es sich auszahlt, dass Regisseur Hannes Beckert mit den insgesamt fünf Akteuren die Dialoge genauestens einstudiert hat.
Dabei agieren auf der Bühne allesamt erfahrene Kräfte der Volksschauspiele. Einzig der Richter (Siegfried Kühn) stammt aus der Originalbesetzung aus dem Jahr 1977, als Die Hammelkomödie erstmals in Ötigheim zu sehen war. Damals unter der Regie des Gründers der kleinen Bühne, Willi Panter. Ihm widme ich meine Inszenierung, denn er hat mit seiner Arbeit mit jungen und älteren Spielern dazu beigetragen, dass wir erfolgreich sind, sagt Hannes Beckert. Sein Plan, die Originalbesetzung aus dem Jahr 1977 wieder aufleben zu lassen, scheiterte aus verschiedenen Gründen. So blieb einzig Gründungsmitglied Siegfried Kühn, der im zweiten Teil des Stückes in seinen Gerichtssaal einlädt.
Dort stehen sich der Tuchhändler und Doktor Patelin als Anwalt des Schäfers Lämmlin gegenüber. Der Vorwurf: Lämmlin soll 30 Schafe des Tuchhändlers gegessen haben. Um seinen Mandanten vor Gericht zu verteidigen, empfiehlt Patelin ihm, auf alle Fragen nur mit Mäh zu antworten, und ihm selbst das Reden zu überlassen. Das klappt hervorragend: Lämmlin wird freigesprochen und Patelin fühlt sich bereits als der große Sieger.
Am Ende zeigt sich, dass der aus dem 15. Jahrhundert stammender Stoff der Hammelkomödie, der auf der kleinen Bühne in der neuen Fassung von Gert Hofmann präsentiert wurde, frei nach dem Motto Wer anderem eine Grube gräbt, fällt selbst hinein zusammengefasst werden kann. Denn als Patelin seinen Mandanten um die Zahlung für seine Arbeit bittet, sagt dieser einfach nur Mäh – und behält sein Geld für sich. Dabei erleben die Premierengäste 90 unterhaltsame und amüsierende Minuten, für die sie sich mit einem warmen Applaus bedanken.
Alle weiteren Aufführungen der Hammelkomödie, die noch bis in den März auf der kleinen Bühne der Volksschauspiele in Ötigheim gezeigt wird, sind bereits ausverkauft. (Stephan Friedrich)

Die Hammelkomödie zum 50-jährigen Bestehen offeriert
Mit Sektempfang und erstklassig gespielter Premiere der Hammelkomödie feierten die Volksschauspiele Ötigheim (VSÖ) am Freitag das 50-jährige Bestehen ihrer Talentschmiede Kleine Bühne. Ort des Geschehens war das Geburtstagskind, wo man seit einem halben Jahrhundert jungen Menschen die Freude zur Schauspielkunst ebnet, wie Bietigheims Bürgermeister Ernst Kopp namens der Josef-Saier-Stiftung hervorhob.Imponierend beispielhaft für die Jugendförderung des Theatervereins stand die junge Bietigheimerin Judith Herz, die als Gesangssolistin, am Klavier begleitet vom musikalischen Leiter Ulrich Wagner, den Empfang im Ballettsaal bereicherte. Herz war im Kinderchor der VSÖ, erhält derzeit ihre stimmliche Ausbildung im Telldorf. Mit Solveigs Lied aus der Oper Peer Gynt und der ersten Adele-Arie (Die Fledermaus) raubte sie den Gästen den Atem.
Der Ötigheimer Bürgermeister Frank Kiefer blickte auf die bauliche Geschichte des kleinen Theaters. Für die Kleine Bühne sei ihr Standort im Ortskern in direkter Nachbarschaft zur Kirche der vollkommene Platz. Pfarrer Erich Penka würdigte in seinem Grußwort alle Beteiligten in unterschiedlichen Bereichen, welche Leiden und Segen der Einrichtung miterlebt hatten und aktuell miterleben.
Im Hinblick auf Akteure und Regisseure sah er in einer Waagschale ein begeistert applaudierendes Publikum, in der anderen Lampenfieber sowie die schweißtreibende und Nerven kostende Entwicklung eigener Fähigkeiten. Das Jubiläumsstück Die Hammelkomödie stehe laut Penka für die Grundfesten der VSÖ: Es spielen mehrere Generationen mit: Geschwister, Vater und Sohn, Freunde und Bekannte. Dem Stoff aus dem 15. Jahrhundert liegt die altfranzösische Posse La Farce de Maître Pierre Pathelin aus der Feder eines Unbekannten zugrunde. Sie wirft ein kritisches Auge auf das Sozialverhalten seinerzeit. Mit ihren Erkenntnissen ist die Farce brandaktuell. Es wird gelogen, betrogen, simuliert und geheuchelt. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil aus. Darüber durfte bei der Jubiläumspremiere herzlich gelacht werden.
Ein intimes Theater mit kurzer Distanz zur Bühne birgt die Gefahr, dass der Zuschauer genau hinschaut, am schauspielerischen Geschehen teilnimmt und neben der maskenbildnerischen Arbeit hautnah die Mimik im Blick hat. Davor brauchten sich die Darsteller nicht zu scheuen. Die Aufführung hatte hohes Niveau, obgleich sämtliche Schauspieler theaterfernen Beschäftigungen nachgehen.
Als Amateurtheater sind die VSÖ längst nicht mehr zu bezeichnen. Dies bewies man am Freitag einmal mehr. Kurt Tüg stemmte die variationsreiche Hauptrolle des mit allen Wassern gewaschenen, faulen und verschuldeten Advokaten Patelin mit Links, bewegte sich authentisch und stark auf allen Niveaus der Überredungs- und Überlistungskunst. Seine Mitspieler standen ihm in nichts nach. Roman Gallion gab den geschäftstüchtigen Tuchhändler, der sich von Komplimenten und lockendem Gänsebraten hinters Licht führen lässt, mit naiver Noblesse. Lissi Hatz spielte Patelins Gattin mit der Aura einer langjährigen Ehefrau, die ihren Angetrauten in- und auswendig kennt, ihm zu Hause die Leviten liest, sich bei Bedarf schützend auf seine Seite schlägt.
Handarbeitlich geschickt erwies sich Maximilian Tüg im akkuraten Stricken von rechten Maschen als tumber, wortkarger Schäfer Lämmlin mit stoischer Miene. Am Ende ist er es, der dem Schlawiner Patelin mit dessen eigenen Waffen eine Lektion erteilt. Siegfried Kühn rundete das Mimenquintett als Richter ab. Mit hervorragendem Timing stattete Regisseur Hannes Beckert seine Akteure aus, führte sie mit präzise abgewogenem Tempo durch die verbalen Schlagabtausche. Gebannt hing man als Zuschauer am Geschehen, hatte genug Zeit, Pointen zu genießen und zwischen dem Lachen entspannt Luft zu holen. So geht großes Theater auf kleinem Raum.