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Ein Blick zurück auf unser Programm 2014 Der Brandner Kaspar

Eine himmlische Komödie um Leben und Tod stand 2014 auf dem Spielplan der Volksschauspiele: Der Brandner Kaspar  und das ewig‘ Leben.  Die Inszenierung des Schauspiels, in dem der in die Jahre gekommene Bayer Kaspar Brandner mit Witz und Kirschgeist beim Kartenspiel 18 weitere Lebensjahre beim Boanlkramer ergaunert, lockte 25.000 Besucher nach Ötigheim. Regie führte Gerhard Franz Brucker. Der Boanlkramer hat einen neuen Auftrag. Er soll den Brandner Kaspar im 72. Lebensjahr auf der Erde abholen und ins Jenseits begleiten. Doch der fühlt sich noch gesund wie ein Fisch im Wasser – und überlistet den Tod: Mit Witz und Kirschgeist ergaunert er sich beim Kartenspiel weitere 18 Lebensjahre. Die Sache wird jedoch im Himmel beim Heiligen Portner Petrus bekannt und der duldet keine Abweichungen im göttlichen Heilsplan. Da bleibt dem Boanlkramer nur, den Brandner Kaspar die Freuden der paradiesischen Seligkeit auf Probe vorkosten zu lassen…

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Freilichtbühne Ötigheim

Besetzung

Inszenierung Gerhard F. Brucker, Musikalische Leitung Ulrich Wagner, Kostüme Helmi Henssler, Choreografie Julia Krug, Andrei Golescu, Bühne Bettina Scholzen, Spielleitung Gerhard F. Brucker, Regieassistenz und Soufflage Tobias Kleinhans, Jennifer Hofmann

Personen

Im Diesseits, Kaspar BrandnerFritz Müller, Marei, seine Enkelin Stephanie Kuhn, Anna Hug, Flori Florian Müller, Alexander Grünbacher, Alois Senftl, Bürgermeister Werner Nold, Roman Gallion, Simmerl David Kühn, Christoph Dettling, Theres, Bäuerin, Tante der Marei Christina Kalkbrenner, Bernadette Kölmel, Anna, Bäuerin aus Albach Sabine Speck, Elisabeth Hug, Vroni, ihre Tochter Carolin Kohm, Judith Herz, Felicitas Becker, Pfarrer von Albach Werner Sachsenmaier, Herbert Kölmel, Wastl Stefan Pikora, Stefan Brkic

Im Jenseits, Boanlkramer Matthias Götz, Reinhard Danner, Der heilige Portner Markus Wild-Schauber, Kurt Tüg, Der fast heilige Nantwein Paul Maier, Gerold Baumstark, Johannes Thurmair, Historiker um 1540 Peter Weingärtner, Heinz-Peter Löffler, Heiliger Michael, Erzengel voll Grant und Grazie Maximilian Tüg, Julian Baumstark, Hans-Joachim von Zieten, General der Husaren Paul Kühn, Afra, eine junge Selige Carolin Kohm, Judith Herz, Felicitas Becker, Der alte Senftl Werner Nold, Roman Gallion

Reiterei der Volksschauspiele Ötigheim · Tanzgruppen der Volksschauspiele Ötigheim · Großer Chor der volksschauspiele Ötigheim · Junger Chor der Volksschauspiele Ötigheim · Frauen, Männer und Kinder der Spielergemeinschaft der Volksschauspiele Ötigheim

Musikverein Ötigheim e.V., Mario Ströhm (Einstudierung)

Parforcehorn-Bläser Baden, Horst Minet (Leitung), Brigitte Minet, Doris Merkel, Rochus Bitterwolf

Bühnenmusikanten, Violinen Patrick Speck, Olaf Nold, Klarinetten Bruno Merkel, Mathias Lang, Jörg Buchmann, Trompeten Frank Krebs, Thorsten Kölmel, Steffen Kleinkopf, Fabienne Heuer, Tuba Mario Ströhm, Reiner Schukowski, Akkordeon Rudi Wild, Franz Hamhaber, Gitarre Jennifer Walther, Lukas Tüg, Felix Rittler, Barbara Hamhaber, Kontrabass Stefan Hunkler, Alexander Becker

Dreigesang, Saskia Stößer, Mareike Schmidtobreick, Stephanie Kuhn, Anna Hug, Judith Herz, Christina Gailfuß, Beate Behringer, Stefanie Becker, Felicitas Becker

G’stanzl Sänger, Maximilian Tüg, Sandor Puskas, Stefan Pikora, Stefan Brkic, Felix Behringer, Julian Baumstark

Kutsche, Sarg- und Leichenwagen, Gustav Schäfer

Pressestimmen

Ein Schnippchen schlagen

Die Parforcehörner ertönen. Der angeschossene Hirsch wurde endlich im Unterholz entdeckt. Jäger Simmerl legt eilig sein Gewehr an und schießt. Der laute Knall lässt das Publikum zusammenzucken. Getroffen wurde jedoch nicht das Wild, sondern Kaspar Brandner. In Ötigheim feierte jetzt Gerhard Franz Bruckers humorvolle Inszenierung „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ seine Premiere. Die Figur des rüstigen Bajuwaren geht auf eine Erzählung Franz von Kobells von 1971 zurück. Dessen Ururgroßneffe, der Autor und Regisseur Kurt Wilhelm, schuf eine Bühnenfassung, die 1975 im Münchener Residenztheater uraufgeführt wurde und die sich seither größter Beliebtheit eröffnet. Bei den Volksschauspielen eröffnete nun die Geschichte des gewitzten Mittsiebzigers den 108. Theatersommer auf Deutschlands größter Freilichtbühne ein. Der Boanlkramer (Reinhard Danner), wie der Tod in Bayern genannt wird, soll Kaspar Brandner (Fritz Müller) in seinem 72. Lebensjahr ins Jenseits begleiten. Doch da dieser sich nach dem Streifschuss noch quicklebendig fühlt, überredet er den amüsanten Sensenmann dazu, mit ihm Kirschgeist zu trinken und Karten zu spielen. Durch eine List gewinnt der trinkfeste Bayer weitere 18 Lebensjahre. Dem heiligen Portner (Markus Wild-Schauber) ist dies jedoch ein Dorn im Auge, weshalb der Boanl die Abweichung im Heilsplan mit allen Mitteln wieder in Ordnung bringen muss. Es geht um Leben und Tod! Damit sich der Zuschauer sofort in Bayern heimisch fühlt, üben die Frauen, Männer und Kinder der Spielergemeinschaft der Volksschauspiele seit 2013 Bayerisch. Doch die Komik des Stückes kennt keine Sprachbarrieren. Unter der Gesamtleitung von Ulrich Wagner gibt es vielfältige musikalische Einlagen: Parforcehorn-Bläser in den Jagdszenen, traditionelle G’stanzl, Sänger und Dreigesang. Die Chöre der Volksschauspiele beweisen ihr Können bei imposanten Massenauftritten, die das Publikum begeistern. Die lebendige Darbietung bei den Volkstänzen, wie dem Schuhplattler, lassen so manchen Zuschauerfuß im Takt wippen. Auch die Reiterei der Volksschauspiele Ötigheim belebt das Stück. Besonders schaurig umgesetzt ist der von unsichtbarer Hand gelenkte Sargwagen des Boanlkramers, der gezogen wird von seinem schwarzen Karrenross. Versteckt für Zuschauer, liegt der Kutscher bäuchlings im Sarg. Die farbenfrohen Kostüme von Helmi Henssler kommen sowohl im Diesseits, als auch im Jenseits als Trachten daher. Während das irdische Dasein zwischen dem Proszenium, der Wiesenanlage und der Wirtschaft stattfindet, nutzen die Himmelsbewohner die Treppenanlage und das Hauptgebäude als bayerisches Jenseits. In den himmlischen Sphären wird Weißwurst gegessen und Gaudi mit historischen Personen getrieben. Das prächtige Bühnenbild, die Nähe zur Natur und Hunderte von engagierten Darstellern, bescherten den Zuschauern eine unverwechselbare Atmosphäre und ein vergnügliches Theatererlebnis, die sie bei der gut besuchten Premiere zu stehenden Ovationen und rhythmischem Applaus animierte. (Elisa Walker)

Eine himmlische Gaudi über Leben und Tod

Wann der Tod kommt, kann eigentlich nicht ausgehandelt werden: Doch mit goldigem Humor, viel Kirschgeist und Gaudi schafft es ein alter Tegernseer Bazi, dem Boanlkramer noch ein paar Lebensjahre abzuluchsen. In Gerhard Franz Bruckers Neuinszenierung des bayrischen Schauspielklassikers Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben auf der Ötigheimer Freilichtbühne werden zünftiges Volkstheater und Komik aufs Köstlichste gemischt. Und so löst sich in der unglaublichen G’schicht das Unheimliche des schwarzen Knochenmanns im weißblauen Bilderbogen (Bühne: Bettina Scholzen) auf. Das ewige Drama um Leben und Tod von Kurt Wilhelm und Franz von Kobell ist bei den Volksschauspielen eine musikalische Komödie mit viel Jägerei, in der der Bauernschädel beim listig aufgeschobenen Himmelfahrtskommando von Trachtenchören, Musikkapelle und Ringelreigen der Dirndln unter der musikalischen Leitung Ulrich Wagners aufmunternd begleitet wird. Das hintersinnige Stück stand zuletzt vor 20 Jahren auf dem Spielplan der Volksschauspiele. Damals setzten die Ötigheimer auf den bayrischen Volksschauspieler Toni Berger als kauzigen Boanlkramer mit listigen Augen, der sich frierend die zittrigen Hände rieb (2005 starb der Münchner). Zur Eröffnung der Spielsaison 2014 stemmen die Ötigheimer ihren neuen Brandner Kaspar vollkommen mit eigenen Kräften. Und das gelingt so pfiffig wie gewitzt, zumal sich die schauspielbegabten Badener das Bayerische erstaunlich gut antrainiert haben. Mit Wortwitz und fein dosiertem Slapstick machte Reinhard Danner bei der Premiere am Samstagabend aus dem Boanlkramer eine sehr menschliche Figur, einen noch recht vitalen, gutmütigen Vagabunden mit Fistelstimme, den die schicksalhaften höheren Aufträge selbst in Jammerton verfallen lassen. Das weiße Gesicht gibt ihm auch was Mephistophelisches, ein Verführer, der so neugierig wie verführbar ist. Und der Tegernseer Bauer Brandner von Fritz Müller hat es faustdick hinter den Ohren. Der alte Haudegen, kantig und schlitzohrig, hält sich mit Wildern über Wasser und hat auch sonst einen Hang zum Tricksen. Als ideales Komödiengespann haben sie in der kargen Hütte am Fuße der himmlischen Prachttreppe mit herrlichen Kabinettstückchen gepunktet. Auch der begabte Ötigheimer Nachwuchs ist mit Spielfreude dabei: Anna Hug als Brandners aufgeweckte Enkelin Marei, hinter der zwei hitzige Verehrer herjagen, der Wilderer Flori (Florian Müller) und der Jäger Simmerl (David Kühn). Der Jugend mit Kühnheit voraus ist Müllers Brandner, der sich dem Tod entronnen unbesiegbar fühlt, nicht nur, wenn er den Bürgermeister foppen kann (schön ehrenkäsig gespielt von Roman Gallion), sondern auch bei den G’stanzln, den bayrischen Spottgesängen, den die Dörfler zum 75. Geburtstagsfest des Brandners anstimmen. Da eifern die fünf Ötigheimer G’stanzl-Sänger den Well-Brüdern nach. Auf der Freilichtbühne zünden die Pointen, und das Publikum geht begeistert mit. Das ist auch den strahlenden Tänzerinnen im Krachledernen ein Ansporn, die den bayrischen Schuhplattler ganz ordentlich draufhaben (Choreografie: Andrei Golescu, Julia Krug). Von Anfang bis zum Schluss wird geklatscht, wenn die Ötigheimer Musikanten aufspielen. Alles, was die Waldbühne mit ihrem Bergpanorama so besonders macht, wird für die Tegernseer Landpartie genutzt: Vom Aufgalopp zur Jagd mit Jagdhornbläsern und Herzogspaar in der Kutsche, bis zum großen Auftritt des schon schauspielbegabten schwarzen Pferds vom Boarnlkramer, das auch allein weiß, was es zu tun hat. Regisseur Brucker lässt kaum ein bayrisches Klischee aus und baut alles sinnig und humorvoll in die Aufführung ein – bis hinauf in den siebten Himmel, den auch die Preußen für sich beanspruchen, obwohl dort die Bayern schon ewig leben. Der Portner (gespielt von Markus Wild-Schauber), der gerade vom Weißwurst-Essen kommt, muss die Gemüter der Seinen beruhigen: Koa Angst, mir lassen s? scho net rei. Sonst wär’s ja koa Paradies nimmer – und so lässt sich der Himmelspförtner Petrus auch nicht von den Redelawinen des ungehaltenen Preußen-Generals beeindrucken, der irritiert ist übers Weiterleben des Brandners, weil er auf dessen Grundstück spekuliert: Die Preußen sprechen ihren ganzen Denkvorgang mit. Der Bayer gibt’s Ergebnis nur bekannt. Der Himmel gerät langsam in Aufruhr über den Kartentrick des Brandner Kaspars. Also muss der Boanlkramer ein weiteres Mal runter, um den säumigen Sünder zu holen und kommt dabei auf die Idee, den Alten die Freuden auf die paradiesische Ewigkeit sozusagen vorkosten zu lassen. Damit er endlich freiwillig mitkommt. So fügt sich das bayrische Lokalkolorit in dem dreistündigen Spiel bis zum vergnüglichen Ende im Himmel. Alles jubiliert und lacht – und am Ende der Späße gibt es Standing Ovations für die liebevoll-humorige Inszenierung von Gerhard Franz Brucker und das gesamte Ensemble. (Christiane Lenhardt)

Opulentes Volkstheater in seiner schönsten Form

Auf dem Tellplatz haben sich irdische und himmlische Gestalten zum fetzigen Totentanz versammelt, um den Besuchern den weißblauen Himmel auf Erden zu bereiten. An Kirschgeist, zünftigen Trachtenträgern, feschen Jägern, barocken Engeln, krachledernen Putten, trefflichen Lebensweisheiten und spritzigen Dialogen herrscht kein Mangel. Dass Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben wie geschaffen ist für Deutschlands größte Freilichtbühne, hat er am Samstagabend erneut bewiesen. Die Premiere der Neuinszenierung des Lustspiels sorgt für einen begeisternden Auftakt des Theatersommers, für viel Applaus nach drei kurzweiligen Stunden und Standing Ovations. Ob das von Regisseur Gerhard Franz Brucker auf die Bühne gebrachte Volksstück von Kurt Wilhelm allerdings zum Publikumsrenner wird, muss sich erst noch erweisen. Denn statt der üblicherweise 4 000 Premierengäste lockt das Schauspiel nur 2 000 Besucher auf den Tellplatz – was womöglich der starken Konkurrenz durch das zeitgleiche WM-Spiel der Deutschen geschuldet ist. Behutsame Regieführung, engagierte Akteure, bajuwarische Klänge (musikalische Leitung: Ulrich Wagner), überraschende Spezialeffekte (Michael Lerner), ausgeklügelte Licht- und Tontechnik (Lukas Späth und Steffen Sachsenmaier) und prächtige Kostüme (Helmi Henssler) machen Bruckers baydische Inszenierung zum Gesamtkunstwerk. Die Zuschauer erleben die bezaubernde Aufführung einer himmlischen Komödie um Leben und Tod mit trefflich besetzten Charakteren in den Haupt- und Nebenrollen. Professionell, mit viel Herzblut und im Verein mit dem „Volk“, der Reiterei, den Tanzgruppen, Chorsängern und Musikern entfalten 18 spielfreudige Rollenträger aus den Reihen der Volksschauspiele ein pralles, witzig-ironisches Freilichtspektakel vor einer prächtigen Kulisse mit dem Gasthaus Goldener Löwe rechts, dem Rütli und der Brandner-Hütte links und der monumentalen Nôtre Dame mit Treppenanlage in der Mitte, die bei geöffnetem Portal den Blick ins Paradies freigibt und als himmlisches Elysium perfekt ins Bühnenbild (Bettina Scholzen) passt. Anrührend und naiv-verschmitzt, zum einen Verspotter, zum anderen tieffühlender Mensch, spielt Fritz Müller mit großer Überzeugungskraft den in die Jahre gekommenen, aber kreuzfidelen Bayern Kaspar Brandner – ein bauernschlaues Schlitzohr, das selbst den Tod über den Tisch zieht und 18 weitere Lebensjahre ergaunert. In der Rolle des Boanlkramer, eines dem Kirschgeist zugetanen Gevatters Tod, der sich beim Kartenspiel übers Ohr hauen lässt und den man eher bemitleiden als fürchten möchte, ist Reinhard Danner eine Wucht. Mit grandioser Mimik und Gestik macht er das aufgedreht herumhüpfende, plapperfreudige und grell lachende schwarze Männchen mit dem aschfahlen Gesicht zur liebenswert menschlichen Figur. Toll, wie er als feixender Sensenmann auf einem Sarg-Wagen, der von einem Pony gezogen und von Kutscher Gustav Schäfer gesteuert wird, an den Zuschauern vorbeisaust. Er ist zum treuen Kumpel seines Opfers geworden, das erkennen muss, dass sein „Handel“ nicht den versprochenen Gewinn bringt. Brandner sieht seine Nächsten nach und nach abtreten und bleibt allein zurück. Im Himmel fliegt sein Betrug auf, als Enkelin Marei (überzeugend: Anna Hug) 18 Jahre zu früh abberufen wird. Der Heilige Portner Petrus (mit bajuwarischer Milde: Markus Wild-Schauber) beauftragt den Sensenmann, den Brandner sofort heimzuholen. Listig lässt der „Boanl“ den Brandner die himmlischen Freuden vorkosten. Und der entscheidet sich freudig für die Vereinigung mit seinen Lieben im Paradies, in dem es bajuwarisch-diesseitig menschelt. Die Angst des Menschen vor dem Tod wurde mit Humor besiegt. Der absolutistisch aufgeblasene, Flammenschwert schwingende Erzengel Michael (als grantelnder Grant mit Allongeperücke und Flügeln: Julian Baumstark) musste vor der Liberalitas Bavariae kapitulieren. Nach dem Happy End werden alle Akteure gefeiert – vom Husaren-General von Ziethen (als schmissiger Preuße: Paul Kühn) über den fast heiligen Nantwein (Gerold Baumstark) oder die beiden Marei-Verehrer und Gegenspieler, Wilderer Flori (Florian Müller) und Jäger Simmerl (David Kühn), bis zu jenen, die mit flotten Tänzen (Choreografie: Andrej Golescu und Julia Krug), schmissigen Märschen (Musikverein), Chor-, Drei- und G’stanzlsang, Wirtshausmusik (Bühnenmusikanten), Jagdhorn-Getöse (Parforcehornbläser-Baden) oder an Händels Halleluja erinnernden Klängen die Aufführung zu dem machten, was sie war: Opulentes Volkstheater in seiner schönsten Form. (Ralf Joachim Kraft)

Ein Hauch Bayern in Baden

Ein Hauch Bayern in Baden! Bei angenehm warmen Temperaturen fand am 21. Juni die Premiere der bayerischen Komödie Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben auf Deutschlands größter Freilichtbühne statt. Trotz des gleichzeitig stattfindenden WM-Spiels zwischen Deutschland und Ghana waren die Ränge der Volksschauspiele überraschend gut gefüllt. Das Stück ist schnell zusammengefasst. Ein 72-jähriger Büchsenmacher vom Tegernsee namens Kaspar Brandner muss sterben. Zumindest behauptet das der Tod – beziehungsweise der schwarz gekleidete Boanlkramer, der ihm einen Besuch abstattet und ihn zu holen beabsichtigt. Seines Lebens noch lange nicht überdrüssig, gelingt es dem Helden bei einem Kartenspiel, mit Überredungskunst und reichlich Kirschwasser weitere 18 Lebensjahre zu erspielen. Die neugewonnene Zeit verläuft jedoch nicht ohne gewisse tragische Einschnitte im Leben des Brandern Kaspars. Auch im Himmel ist man vom Unvermögen des Boanlkramers wenig begeistert. So wird ihm vom Portner Petrus aufgetragen, sein Werk nun endlich zu vollenden und den Brandner Kaspar doch früher aus dem Leben scheiden zu lassen. Da dieser aber auch weiterhin nicht bereit, ist das Zeitliche zu segnen, entschließt sich der Boanlkramer zu einer List. Wunderbare Bühnenbilder, tolle Requisiten und Kostüme sowie die durch die hervorragende Akustik schön zur Geltung kommende musikalische Umrahmung passten herrlich in die sehr gelungene Komposition des Stücks. Die riesige, beinahe unüberschaubare Bühne wurde in ihrer Gesamtheit auch durch die effektreich in Szene gesetzten Pferde und Tanzeilagen sehr gut genutzt. Auch für die Zeit vor und nach der zweistündigen Aufführung sowie in der halbstündigen Pause ist im weitreichenden Areal hinter den Rängen alles Notwendige für das leibliche Wohl vorhanden. Zusammen mit den unkomplizierten und in ausreichender Zahl vorhandenen Parkmöglichkeiten ist die Freilichtbühne Ötigheim vor allem in Verbindung mit einer Aufführung des Brandner Kaspar empfehlenswert und auf jeden Fall einen Besuch wert. Insbesondere Kenner und Liebhaber der bayerischen Mundart kommen auf ihre Kosten. Daher: Unbedingt ansehen! (Marita Lang)

Bayrisches im Badner Land

Neu-Strelitz liegt am Tegernsee. Jedenfalls in dem Himmel, den die Preußen nach ihrem Sehnsuchtsland Bayern gestaltet haben. Ins Original, den urbayerischen siebten Himmel, dürfen sie ja nicht hinein. Nur der Brandner Kaspar, der alte Schlawiner, will partout nichts von den Seligkeiten im Jenseits wissen. Lieber füllt er den Tod, auf bayerisch Boanlkramer geheißen, mit Kirschgeist ab. Aber geht das auch gut mit den zusätzlichen Lebensjahren? Der Brandner Kaspar und das ewig‘ Leben ist das ideale Stück für alle. Pralle Figuren, Humor und eine lebensnahe Thematik, dazu Gesang und Tanz, das lassen sich die Volksschauspiele Ötigheim nicht entgehen. Im Zentrum steht das listig ausgefochtene Duell zwischen dem gewitzten Brandner und dem Boanlkramer. So manche Lebensweisheit wird da pointensicher serviert. Fritz Müller gibt einen durchtriebenen Brandner, der nicht nur den Bürgermeister souverän auflaufen lässt, sondern selbst dem Tod mit List und Tücke beikommt. Matthias Götz verleiht dem Boanlkramer nicht nur das passende Aussehen – hager und hohläugig – sondern sehr menschliche Züge. Allein an den Auftritten dieser Beiden hat das Publikum seine helle Freude. Aber es geht nicht nur um Leben und Tod, sondern auch um Liebe und den Zusammenhang zwischen Geld und Ansehen, also sehr diesseitige Themen. Brandners einzige noch lebende Verwandte, Enkelin Marei, wird vom Jagdaufseher Simmerl geliebt. Aber Marei zieht den feschen Flori vor, der als Wilderer von der Aura des Rebellen profitiert. Anna Hug spielt die Marei überzeugend temperamentvoll. Florian Müller als Flori und David Kühn als Simmerl könnten ihrer Rivalität ruhig noch mehr Aggressivität verleihen. Dann wirkt die Versöhnung umso schöner. Regisseur Gerhard Franz Brucker sorgt für lebhaftes, aber nie unübersichtliches Treiben auf der Freilichtbühne. Da springen die Jäger über den Fels, Parforcehornbläser und die Reiterei sorgen für ein authentisches Ambiente. Bodenständig dargestellte Nebenrollen, die klar gesungenen Chornummern, der makellose Dreigesang, der lustige Schuhplattler der Ballettmädchen und nicht zuletzt die lebhaft agierenden Ötigheimer Spielergemeinschaft sorgen für ein munteres badisch-bayerisches Ambiente auf der Bühne. (Nike Luber)