Badisches Tagblatt, 7. März 2016
Triumphparade für würzige Milchprodukte
Kaum hatte der Kartenverkauf der Kleinen Bühne Ötigheim für Peter Schindlers Kinderstück Max und die Käsebande begonnen, war der rasante Krimi mit viel Musik ausverkauft. Am Samstagnachmittag feierte das bunte, kriminalistische Musical unter der Regie von Reinhard Kölmel furiose Premiere.
Kölmel erarbeitete die spannende Geschichte mit den Mitgliedern des Kinderchors der Volksschauspiele Ötigheim (VSÖ) und in Kooperation mit dessen Leiterin Maria Bagger. Die Choreographie stammte von Julia Krug. Gesungen und getanzt wurde zu Livemusik von den alten Hasen Matthias Hammerschmitt (Klavier), Nico Behringer (Gitarre), Michael Nold (Bass-Gitarre) und Johannes Tüg (Schlagzeug), die in luftiger Höhe ihren Platz auf der Bühne fanden.
Im direkten Scheinwerferlicht legte sich der jüngste VSÖ-Nachwuchs im Alter von acht bis 16 Jahren mächtig ins Zeug, um fast genauso professionell und spielfreudig seine Zuschauer zu unterhalten wie es die Großen im Zimmertheater und auf dem Tellplatz mit viel Gusto praktizieren. Eingangs stellte Pfarrer Erich Penka, Vorsitzender der Volksschauspiele, den religiösen Bezug zu der Aufführung her. Man befinde sich mitten in der Fastenzeit, in der sich fleischlose Speisen empfehlen, sagte Penka. Und in der Geschichte geht es um Käse.
Tatsächlich brach die Story eine gewaltige Lanze für qualitativ hochwertige Sorten. Der darstellerische Siegeszug der Ötigheimer Jugend geriet gleichzeitig zu einer Triumphparade für gut gereifte, würzige Milchprodukte aus europäischer Produktion. Die Kinder waren mit inbrünstiger Verve am Tanzen, Singen und Spielen (man wagte sich sehr erfolgreich an schweizerischen und bayerischen Dialekt sowie an italienisches Temperament, britische Caprice und französische Detailverliebtheit). Appetit auf Käse war im Publikum programmiert. Gut, dass es in der Pause entsprechende Häppchen zu naschen gab.
Im Mittelpunkt der Story stand Mäuserich Max mit seiner perfekt organisierten Bande von Käsedieben. Im Königreich Käsien lebte die Gang opulent, denn schon seit alters her bewiesen die Herrscher eine gute Nase für allerbesten Käse. Käser aus der ganzen Welt wanderten daher vor langer Zeit in Käsien ein, um dort die weltbesten Produkte herzustellen.
Nach einem Putsch durch Yogi Yoghurt und dessen Handlanger Rolly Harzer fand sich König Kurt entmachtet und seine Tochter, Prinzessin Mozzarella, im Kerker. Einheitskäse, gestreckt mit viel Wasser, sollte nach dem Willen der neuen Machthaber den Weltmarkt erobern. Doch hatten die Bösewichte nicht mit Käsern und Mäusen gerechnet. Diese verbündeten sich und stellten die heile Welt in Käsien wieder her.
40 Kinder, jedes davon mit einer Sprechrolle, hauchten der Geschichte in fantasievollen Kostümen von Ulrike Heck Petri und aufwendiger Maske von Karl-Heinz Kellermann, Hannah Schwall und Amelie Wellige pralles Leben ein. 17 Songs in verschiedenen Musikstilen begleiteten die Story. Von Rock ’n? Roll, Swing, Walzer, einem Klagelied nach Klezmer-Art und Balladen bis hin zur Opernarie war alles mit dabei, so dass sich die große Bandbreite der unterschiedlichen Abteilungen des Kinderchors im Ensemble sowie solistisch voll entfalten konnte. (manu)
Badische Neueste Nachrichten, 7. März 2016
Gourmet-Mäuse sind gegen Einheitskäse
Im Königreich Käsien stinkt etwas gewaltig zum Himmel. Nicht der hervorragende Käse in allen nur erdenklichen Sorten, den Käser aus aller Herren Länder in dem kleinen Käseparadies produzieren. Das liegt vielmehr am pappigen Einheitskäse, den es in Käsien nach einer Palastrevolte bald geben soll. Statt üppiger Käsevielfalt also nur noch fade Einheitspampe? Da haben die geldgierigen Revoluzzer, die die Macht im Land an sich gerissen haben, die Rechnung aber ohne die Käsehersteller und vor allem ohne die diebische Mäusebande und Anführer Max gemacht.
Rund 80 Besucher erlebten in der Kleinen Bühne in Ötigheim am Samstag die mit Standing Ovations gefeierte Premiere des Kindermusicals Max und die Käsebande – ein Criminal in zwei Akten von Peter Schindler. Gebannt verfolgen die kleinen und auch großen Gäste knapp zwei Stunden lang die entzückende Kinderchor-Produktion der Volksschauspiele Ötigheim unter der Regie von Reinhard Kölmel und der musikalischen Leitung von Maria Bagger.
40 Sängerinnen und Sänger im Alter von acht bis 16 Jahren bringen die spannende Geschichte mit viel Engagement und sichtbarer Freude auf die von Michael Lerner eingerichtete Bühne. Da wird in hinreißenden Kostümen (Ul- rike Heck-Petri) mit Feuereifer geschauspielert, gesungen und getanzt (Choreografie: Julia Krug). Alle Akteure haben kleine Rollen, mehrere sammeln in Sprechrollen neue Erfahrungen, etliche dürfen als Gesangsolisten glänzen, und einige stehen gar als Solotänzer im Rampenlicht. Musikalisch begleitet werden die Akteure von einer Liveband. Die Formation um Matthias Hammerschmitt am Keyboard, Nico Behringer an der Gitarre, Michael Nold an der Bassgitarre und Johannes Tüg am Schlagzeug muss in dem zur Käserei umfunktionierten Zimmertheater der Platzverhältnisse wegen auf einem Podest oberhalb der Bühne Platz nehmen. Allerdings haben die Musiker so auch einen guten Überblick über das märchenhafte Geschehen, das durch 17 fetzige, stilistisch ganz unterschiedliche Songs musikalisch in Szene gesetzt wird.
Die Besucher erleben nach einem Auftritt von Max (Jan Thilenius) und seinen Gourmet-Mäusen, die bestens vom Käsediebstahl im Königreich leben, wie sich die aus ihren Heimatländern zurückgekehrten Käser zur jährlichen Hauptversammlung treffen und dabei erfahren: Käsekönig Kurt (Colin Kraft) wurde von seinen Beratern, dem fettarmen Bleichgesicht Yogi Joghurt (Anna Bagger), und dessen Handlanger, dem „Magermilchstinker“ Rolly Harzer (Tobias Klinger), entmachtet. Die beiden Bösewichte haben die Thronfolgerin, Prinzessin Mozzarella (Helen Peters), ins Gefängnis gesperrt, sich mit dem Paten der Milch-Mafia, Don Mascarpone (Jannick Köppel), verbündet und wollen mit billigem Einheitskäse, der schmeckt wie Pappkarton und im Magen liegt wie Beton, den Käseweltmarkt erobern. Ihr Ziel: maximaler Profit. Doch da spielen Molly Appenzell (Lucy Schindele), Seppi Blauschimmel (Kim Träbert), Jacky Chester (Lea-Marie Schmidt), François Camembert (Mafalda Kühn), Luigi Parmigiano (Kira Stumpf) und Antje Edamer (Anne Schröder) nicht mit.
In ihrer Not verbünden sie sich mit der Käsebande. Und der gelingt es, Don Mascarpone und die Milchbande mit gutem Käse für sich zu gewinnen und zu überlisten. Yogi Joghurt und Rolli Harzer landen im Knast und müssen zur Strafe zehn Tonnen Einheitskäse vertilgen. Die befreite Käseprinzessin Mozzarella besteigt den Thron, muss aber aufs Happy End mit dem frischgebackenen Käseritter Max verzichten, denn der Mäuserich liebt vor allem seine Freiheit. Fazit: ein sehens- und hörenswerter Spaß für die ganze Familie. Weitere Aufführungen von Max und die Käsebande am kommenden Freitag, Samstag und Sonntag. (Ralf Joachim Kraft)