Das Beste von Loriot

Nach dem großen Erfolg von 1995, 1996, 2004 und 2005 waren sie auch in diesem Jahr wieder auf der kleinen bühne der Volksschauspiele Ötigheim zu Gast: Loriots kartoffelnasig-schnutmäulige Typen. In Das Beste von Loriot – Dramatische Werke und andere Katastrophen III begegneten in kleinen Episoden – von Das Ei über Liebe im Büro und den Kosakenzipfel bis hin zur Heimoperation und Mutters Klavier – in einer Inszenierung von Fritz Müller den Widrigkeiten des Daseins.

Die Akteure Alexander Grünbacher, Tina Kalkbrenner, Bernadette Kölmel, Paul Kühn, Siegfried Kühn, Fritz Müller, Kurt Tüg und Sonja Waldner stellten sich mit großer Bravour einer enormen sprachlichen Herausforderung und begeisterten das Publikum mit taktgenauer Mimik und Kör­pereinsatz. Pianist Martin Kühn fand die passenden Überleitungen zwischen den einzelnen Sketchen mit brilliantem Tastendruck. Kim Träbert, Jannik Friedrich und Herta Vogel sorgten als Kulissenschieber für reibungslosen Ablauf auf der Bühne.

Die insgesamt zehn Aufführungen waren innerhalb kürzester Zeit restlos ausverkauft! Insgesamt sahen rund 1.000 Personen Das Beste von Loriot in zehn Vorstellungen.

Rollenbesetzung

Inszenierung Fritz Müller
Souffleuse Carolin Wegner
Kostüme Ulrike Heck-Petri
Maske Karl-Heinz Kellermann, Hannah Schwall
Bühnentechnik Michael Lerner
Tontechnik Steffen Sachsenmaier, Lothar Höfele
Lichttechnik Lukas Späth, Christian Karle, Michael Tubach, Thorsten Wild
Kulissenschieber Kim Träbert, Jannik Friedrich, Herta Vogel
Es spielen Tina Kalkbrenner, Bernadette Kölmel, Sonja Waldner, Alexander Grünbacher, Paul Kühn, Siegfried Kühn, Fritz Müller, Kurt Tüg, Eva Beckert, Rufina Beckert, Benedikt Enderle, Yannick Enderle
Klavier Klaus-Martin Kühn

Pressestimmen

Badische Neueste Nachrichten, 9. November 2015
DRAMEN UND ANDERE KATASTROPHEN

Bei Loriot kommt es auf die Sprache an. Sie muss so geführt sein, dass auf die meist feinen Pointen so hingeführt wird, dass der Leser und Zuschauer gar nicht anders kann als schmunzeln oder lächeln. Dass sie diese Kunst beherrschen, stellten die Akteure der Kleinen Bühne Ötigheim unter der Regie von Fritz Müller bereits zum dritten Mal unter Beweis. Nach 1995 und 2005 entzückten sie mit Das Beste von Loriot – Dramatische Werke und andere Katastrophen III das Publikum bei der Premiere am Freitagabend auch diesmal wieder. 16 Einzelszenen von das Ei bis zum Filmmonster, von Geigen und Trompeten bis Konzertbesuch, von Bettenkauf bis Liebe im Büro und von der Opernkasse hin zum Kosakenzipfel war so ziemlich jede mögliche und unmögliche Situation aus dem Alltagsleben vertreten.
Natürlich aus dem Blickwinkel des Victor von Bülow, der harmlose Alltagsbegebenheiten mit seinem ganz eigenen Sezierblick beobachtete, ihnen Tempo gab, über- und zuspitzte, so dass am Ende eben Loriots dramatische Werke dabei herauskamen. Die Stichworte sind gefallen: Neben der Sprachfähigkeit der Akteure, die ausgefeilt sein muss, Tempo und absolute Texttreue. Und ein Team im Hintergrund, das still und blitzschnell umbaut, das die Beleuchtung im Griff hat und für wandelbare Kostüme und Maske sorgt.
Dass es keine Längen gab, dafür sorgte Fritz Müllers geschickte Komposition der einzelnen Szenen, die mal aufwendiger, mal reduziert sich abwechselten. Und damit sich die Schauspieler jedes Mal neu einstellen konnten, waren die Szenen so komponiert, das mal nur zwei, mal mehr Darsteller die Bühne bevölkerten. Wie beispielsweise bei dem köstlichen Mutters Klavier mit Bernadette Kölmel, Sonja Waldner, Benedikt und Yannick Enderle, Alexander Grünbacher, Paul Kühn, Fritz Müller und Kurt Tüg, womit fast alle Akteure auf der Bühne in dieser Produktion genannt wären. Das greift ineinander, da arbeiten alle auf das Ziel der zwei oder fünf Minuten hin, die Pointe. Werfen sich die Wortbälle zu, nehmen den ganzen Unsinn ernst wie Fritz Müller als Vater, der die Klavierspediteure als Komparsen in seinem Heim-Video einsetzt. Zum Gruseln auch, mit welcher Akribie in Heimoperation Tina Kalbrenner und die oben genannten das Hausfrauenleben interessanter gestalten: Da kommen präzise wie in Emergency Room die Kommandos Pinzette, Tupfer, Zumachen, wird der Faden publikumswirksam eingefädelt und der Zuschauer erfährt via einer zunehmend entsetzte Reporterin, dass diese Blinddarm-OP auf dem Küchentisch stattfindet, und das nicht zum ersten Mal. Dass die Kenntnisse aus Frauenzeitschriften und dem TV stammen und dass an diesen Tagen auswärts gegessen wird, ich muss die Instrumente ja sterilisieren. Wie sich aus einem harmlosen Gespräch zwei befreundete Paare verfeinden können, das wird rund um das Dessert Kosakenzipfel köstlich zelebriert und was so alles bei einem gepflegten Konzertbesuch geschehen kann, das führte das Ensemble ebenfalls klar vor Augen, wenn sich einer im Sitzplatz irrt und dann mit der Hose hängenbleibt, während der Pianist schon dramatisch effektvoll die Tasten traktiert.
Nicht traktiert hat Pianist Klaus-Martin Kühn die Tasten seines Klaviers, der zu jedem Sketch, zu jeder Szene manchmal klar, manchmal hintergründig den Inhalt vorwegnehmend die passenden musikalischen Überleitungen fand. Ein rundum vergnüglicher Abend, dessen Besuch sich lohnen würde, wenn nicht schon alle Aufführungen ausverkauft wären. (Martina Holbein)

Badisches Tagblatt, 9. November 2015
ALLTAGSBANALITÄTEN UND GESTÖRTE KOMMUNIKATIONSPROZESSE

Restlos entzückt waren am Freitagabend die Besucher der Aufführung Das Beste von Loriot in der Kleinen Bühne der Volksschauspiele Ötigheim. Was den Leser allerdings nicht entzücken wird: Alle Vorstellungen, die der erfolgreichen Premiere folgen, sind bereits ausverkauft. Wohl denen, die bereits im Besitz einer Eintrittskarte sind, denn es erwartet sie ein höchst amüsanter Theaterabend mit Musik, Sprache und viel Komik, wie Pfarrer Erich Penka, Vorsitzender der Volksschauspiele Ötigheim, in seiner kurzen Ansprache über Loriots Werdegang und Schaffen in Aussicht stellte.
Fritz Müller hat die Sketche von Vicco von Bülow ausgewählt und die dramatischen Werke und anderen Katastrophen im kleinen Ötigheimer Kammertheater mit Blick fürs Detail vortrefflich inszeniert.
Jede Geschichte spielte in ihrer eigens ausgestatteten Szenerie. Die Kulissenschieber Jannik Friedrich, Kim Träbert und Herta Vogel gestalteten die Bühne mit rascher Akkuratesse um. Vom Klavier aus, mit dem Klaus-Martin Kühn so lange musikalische Kurzweil bot, äugte die Büste eines Knollennasenmännchens ins Publikum.
Regisseur Müller ging 1995 erstmals die Idee an, mit der er sich seit den 1980er Jahren nach einem Loriot-Abend in Freiburg beschäftigt hatte, und brachte die hintersinnigen Betrachtungen über Alltagsbanalitäten, die Tücke des Objekts sowie gestörte Kommunikationsprozesse, deren szenische, groteske Umsetzung mit schlüpfrigen Akzenten Vicco von Bülow meisterlich beherrschte, auf die Kleine Bühne. Vor zehn Jahren setzte Müller den Stoff erneut um.
Dass er hervorragendes Gespür für Loriots irrwitzigen Sprachperfektionismus, taktgenauen Mimik- und Körpereinsatz, mitunter verschrobene Maske sowie pedantisches Timing hat, zeigte sich in dem riesigen Unterhaltungsgenuss, dem das Publikum frönte. Die Akteure Alexander Grünbacher, Tina Kalkbrenner, Bernadette Kölmel, Paul Kühn, Siegfried Kühn, Fritz Müller, Kurt Tüg und Sonja Waldner stellten sich mit großer Bravour einer enormen sprachlichen Herausforderung bis hin zum lakonischen Ach was!. Den begeisterten Zuschauern gefiel der Abend. Für das Zwerchfell war er eine Tortur, denn vor Lachen war kaum zu Atem zu kommen. (manu)

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